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Fossil des Monats Dezember 2018

Abbildung 1 (oben):  Olenellus roddyi RESSER & HOWELL 1938. Unterkambrium (Kinzers Formation; Mitte der oberen Olenellus-Zone). „Fruitville Quarry“, Fruitville, Lancaster, Lancaster County, Pennsylvania/USA. Panzerlänge inklusive Stachel 2,5 Zentimeter; Gestein 3,9 x 2,7 x 1 Zentimeter. Aus Sammlung Karl A. Frickhinger.

Monatsfossil Dezember:
Der kambrische Trilobit Olenellus roddyi RESSER & HOWELL, 1938

Unterkambrium (Kinzers Formation; Mitte der oberen Olenellus-Zone).
„Fruitville Quarry“, Fruitville, Lancaster, Lancaster County, Pennsylvania/USA.

Das Monatsfossil Dezember ist wieder eines der schönen Stücke aus der Frickhinger'schen Sammlung. Es ist ein Trilobit aus der Unterordnung Olenellina, die bereits im Unterkambrium erscheint und somit zu den ältesten Trilobiten gehört. Die Gruppe verschwindet am Ende des Unterkambrium; ihr Aussterben gilt als Grenzmarker zwischen Unter- und Mittelkambrium. Man findet die Fossilien der Olenellina im Nordwesten und Südwesten Kanadas, im Südwesten und Nordosten der USA, in England, in Estland, Polen, Norwegen, Schweden, in Marokko, Sibirien und in der Mongolei. Die Familie der Olenellidae ist nur aus der Nordamerikanischen Faunenprovinz bekannt.

Die Hierarchie der Gattung Olenellus sieht so aus (absteigend): Klasse Trilobita, Ordnung Redlichiida, Unterordnung Olenellina, Oberfamilie Olenelloidea, Familie Olenellidae, Unterfamilie Olenellinae, Gattung Olenellus BILLINGS, 1861.

Abbildung 2 (oben):  Olenellus thompsoni (HALL, 1859); aus Walcott 1886. Typusart der Gattung Olenellus.

Die namengebende Gattung Olenellus wurde 1861 errichtet vom kanadischen Paläontologen Elkanah Billings (1820-1876). Sie tritt auf in den noch nicht definitiv benannten Sufen 3 und 4 der Internationalen Stratigraphischen Karte = Zweite Serie (absolut vor 522 bis 510 Millionen Jahren). Die Trilobiten haben ein flaches relativ dünnes Exoskelett („Panzer“) mit charakteristischen halbmondförmigen Augenleisten. Die Panzerlänge liegt bei durchschnittlich rund fünf Zentimeter.

Abbildung 3 (oben):  Lebensbild eines Tiers der Art Olenellus thompsoni. Darstellung von Nobu Tamura, via Wikipedia.

Aktuelle Artenliste der Gattung Olenellus:

O. thompsoni (HALL, 1859) (Typusart),
O. agellus RESSER & HOWELL, 1938,
O. chiefensis PALMER, 1998,
O. clarki (RESSER, 1928) (Synonym Paedeumias clarki),
O. crassimarginatus WALCOTT, 1910 (Synonym O. thompsoni crassimarginatus, O. wanneri, O. latilimbatus ),
O. fowleri PALMER, 1998,
O. getzi DUNBAR, 1925 (Synonym O. alius , O. peculiaris),
O. howelli MEEK, 1874,
O. nevadensis (WALCOTT, 1910) (Synonym Paedeumias nevadensis, Callavia nevadensis ),
O. parvofrontatus FRITZ, 1991,
O. puertoblancoensis LOCHMAN, 1952,
O. robsonensis BURLING, 1916 (Synonym Paedeumias robsonensis ),
O. roddyi RESSER & HOWELL, 1938 (Synonym O. similaris, O. nodosus, O. nitidus, O. jonasae, Paedeumias glabrum, P. yorkense, P. eboracense),
O. romensis RESSER & HOWELL, 1938 (Synonym O. buttsi),
O. terminatus PALMER, 1998,
O. transitans (WALCOTT, 1910) (Synonym O. brachycephalus, Paedeumias perkinsi) .

Abbildung 4 (oben):  Aufsicht auf den Trilobiten Olenellus roddyi RESSER & HOWELL 1938. Unterkambrium (Kinzers Formation; Mitte der oberen Olenellus-Zone). „Fruitville Quarry“, Fruitville, Lancaster, Lancaster County, Pennsylvania/USA. Panzerlänge inklusive Stachel 2,5 Zentimeter; Gestein 3,9 x 2,7 x 1 Zentimeter. Aus Sammlung Karl A. Frickhinger; eingeblendet das Frichhinger'sche Etikett.

Doch kommen wir zum Frickhinger'schen Olenellus.

Der Etiketten-Text lautet: „Paedeumias yorkensis – U.-Kambrium – Fruitville, Pa.“ Es handelt sich um eines der nicht gerade häufigen Exemplare dieser Art, die gut erhalten sind, also um einen kompletten Panzer mit Cephalon- und Thorakal-Stacheln und dem langen Pygidium-Stachel. Die Art wird im amerikanischen Fossilienhandel als „very rar“ zitiert. „A hard to find trilobite from a classic collecting locality in the Amish country of Pennsylvania“.

Das Exemplar stammt aus dem Unterkambrium (Kinzers Formation in Pennsylvania: Mitte der oberen Olenellus-Zone) der legendären Lokalität „Fruitville Quarry“ zwischen Miller Road und Delp Road im Stadtteil Fruitville nördlich Lancaster, eine halbe Meile südöstlich von East-Petersburg (Lancaster County, Pennsylvania/USA). Der Steinbruch steht seit vielen Jahren nicht mehr im Abbau und ist auf Google Earth nicht erkennbar. Neufunde sind von dort also nicht zu erwarten, jedoch liegen Belege der dortigen Fauna in vielen älteren Sammlungen. Frickhinger erhielt den Trilobiten vermutlich in den 1970er oder 1980er Jahren. Eine weitere Lokalität in diesen Schichten lag bei York, rund 25 Meilen östlich von Fruitville.

Abbildungen 5 bis 7 (oben):  Mehrere Ansichten des Trilobiten Olenellus roddyi RESSER & HOWELL, 1938. Unterkambrium (Kinzers Formation; Mitte der oberen Olenellus-Zone). „Fruitville Quarry“, Fruitville, Lancaster, Lancaster County, Pennsylvania/USA. Panzerlänge inklusive Stachel 2,5 Zentimeter; Gestein 3,9 x 2,7 x 1 Zentimeter. Aus Sammlung Karl A. Frickhinger.

Die Bezeichnung der Art als Paedeumias yorkensis RESSER & HOWELL, 1938 ist allerdings überholt – dieser Name ist ein Synonym. Die von Charles Doolittle Walcott (1850-1927) errichtete Gattung Paedeumias ist ein mit Olenellus nahe verwandtes Taxon, teils im Gattungsrang verwendet, teils als Untergattung angesehen. Bei der Revision der Olenelloidea im Jahre 1999 durch Bruce S. Lieberman stellte dieser fest, dass die Untergattungen Olenellus (Paedeumias) und Olenellus (Olenellus) unberechtigt sind und schlug vor, sie zu kassieren. 

Lieberman schlägt vor, diese Untergattungen einzuziehen und alle entsprechenden Arten zu Olenellus zu stellen. Er stellte auch fest, dass RESSER & HOWELL in ihrer Arbeit von 1938 mit der Errichtung der beiden Taxone Olenellus roddyi und Paedeumias yorkense ein und dieselbe Art unterschiedlich benannten; ihr Material der „Art“ Paedeumias yorkense bestand offenbar aus Larvenstadien-Fossilien und Thorax-Elementen. Da Olenellus roddyi die früher (wenn auch in der gleichen Publikation) benannte Form ist (Seite 221) und zudem durch besser erhaltenes Material belegt ist, hat sie die Priorität vor Paedeumias yorkense (S. 227). Benannt wurde die Art zu Ehren von H. Justin Roddy (1856-1943), einem international renommierten Geologie-Professor.

Also sprechen wir heute anstelle von Paedeumias yorkense RESSER & HOWELL, 1938 von Olenellus roddyi RESSER & HOWELL, 1938. Als Synonyme der Art Olenellus roddyi gelten derzeit O. similaris, O. nodosus, O. nitidus, O. jonasae, Paedeumias glabrum, P. yorkense, P. eboracense.

Abbildungen 8 (oben):  Eine weitere Ansicht des Trilobiten.

Abbildung 9 (oben):  Olenellus roddyi RESSER & HOWELL 1938. Länge ohne Pygidium-Stachel 1,7 Zentimeter. Kinzers Formation, Lancaster County, Pennsylvania, USA. Aus Wikipedia.

Zitierte Literatur

LIEBERMAN, B. S. (1999): Systematic Revision of the Olenelloidea (Trilobita, Cambrian) . - Bulletin of the Peabody Museum of Natural History, 45 ; 150 S., 23 Abb. - PDF aufrufbar durch Eingabe von "Systematic Revision of the Olenelloidea (Trilobita, Cambrian)" in Google; in der Auflistung auf den Vorsatz „PDF“ achten.
RESSER, C. E. & HOWELL, B. F. (1938): Lower Cambrian Olenellus zone of the Appalachians. - Bulletin of the Geological Society of America, 49 ; S. 195–248.
WALCOTT, C. D. (1886): Second contribution to the studies on the Cambrian faunas of North America, 30 of Geological Survey bulletin issue =30 of Bulletin, Geological Survey (U.S.)., 369 S.
WALCOTT, C. D. (1910): Cambrian geology and paleontology. No. 6 - Olenellus and other genera of the Mesonacidæ. - Smithsonian Miscellaneous Collections, 53/6; S. 231-422.

Text, Sammlung und Fotos A.E.R., wenn nicht anders angegeben.



Zwei schöne Haugien aus Airvault

  Von Andreas E. Richter, Augsburg  (4. April 2018)

Airvault - auch wieder ein klangvoller Name bei den Fossiliensammlern. Aber wie beim Steinbruch bei Fresney-le-Puceux im Département Calvados ist auch hier der Besuch unmöglich geworden - keine Erlaubnis für Begehungen und Fossiliensammeln! Zementwerk und Steinbrüche bedecken mittlerweile eine Fläche, die nur wenig kleiner ist als der Ort Airvault. Dieses hübsche und sehr besuchenswerte Städtchen liegt im Département Deux-Sèvres in der Region Nouvelle-Aquitaine, also in Westfrankreich und gar nicht weit weg von den berühmten Fossil-Lagerstätten des Seuil du Poitou im oberen Mitteljura (Callovien) und auch relativ nahe dem Stratotypus des Toarcien, Thouars, mit einem nur rund 20 Straßenkilometern entfernten wiederum berühmten und wiederum nicht begehbaren Steinbruch mit Toarcien-Fossilien…

Früher erhielt man die Begehungs-Erlaubnis für den Airvault-Steinbruch (Ciments Calcia; Cimenterie d'Airvault), nicht immer problemlos, aber doch immer wieder. Wir waren in den späten 1980er und den frühen 1990er Jahren mit Exkursionsgruppen einige Male dort zum Sammeln, natürlich mit der Erlaubnis der Direktion. Und es war immer außerordentlich ertragreich – wir fanden großartige Stücke. Dabei war natürlich der Sammelerfolg auch von der aktuellen Aufschluss-Situation abhängig – was lag offen für Handabbau, welche Schichten lagen auf Halde?

Die beiden hier gezeigten Haugien stammen aus dieser höchst berühmten Fossil-Lagerstätte, wurden allerdings nicht von mir gesammelt und präpariert, sondern von Klaus P. Weiß, der das sowieso viel besser kann als ich. Und meine eigenpräparierten Airvault-Fossilien kann ich leider nicht mehr herzeigen (jedenfalls viele davon), sie wurden Opfer des Kellerbrandes vor einem Jahr.

Beide hier gezeigte Ammoniten sind wie gesagt optimal präpariert. Sie sitzen auf Gestein und der Kiel konnte umlaufend erhalten werden. Beide sind Phragmokone. Beim größeren Exemplar ist der Wohnkammer-Ansatz erhalten. Die Innenwindungen sind calcitisiert; die Gehäuse sind teilbeschalt.

Vermutlich handelt es sich um zwei Arten, in Gehäuseform und Berippung relativ deutlich geschieden. Nach klassischer taxonomischer Stellung ist der größere Ammonit eine Haugia jugosa (J. SOWERBY, 1815), der kleinere eine Haugia variabilis (ORBIGNY, 1845). Dieser Ammonit ist das Zonen-Leitfossil der Variabilis-Zone, aus der die beiden Ammoniten kommen. Die Fundschicht gehört zum Unterjura (unteres Obertoarc; im französischen Sinne Toarcien moyenne; hier werden in Frankreich Bifrons- und Variabilis-Zone zusammen gefasst).

Abbildungen 1 und 2 (oben):  Haugia jugosa (J. SOWERBY, 1815); Unterjura; unteres Obertoarc (Variabilis-Zone); Airvault, Département Deux-Sèvres. Um den Ammoniten herum wurde das umgebende Gestein säuberlich geglättet („scharriert“, wie die Steinmetzen sagen). Kiel umlaufend erhalten. Durchmesser 10 Zentimeter. Das obere Bild zeigt die Rückseite der Stufe.

Abbildung 3 (oben):  Der Ammonit in vergrößerter Darstellung. Wir erkennen den umlaufend erhaltenen Kiel und das letzte Septum vor dem Wohnkammer-Beginn, den calcitisierten Phragmokon und die teilweise Schalenerhaltung. Präparation Klaus P. Weiß.

Abbildung 4 (oben):  Die Haugia jugosa aus Airvault, aufgelegt auf Tafel 31, zu den Figuren 2 a und 2 b mit der Darstellung einer Haugia jugosa aus Villeboin, Département Ain, in Rulleau 2007.

Abbildung 5 (oben):  Haugia variabilis (ORBIGNY, 1844); Unterjura; unteres Obertoarc (Variabilis-Zone); Airvault, Département Deux-Sèvres. Phragmokon; innerste Windungen calcitisier; teilweise Schalen-Erhaltung. Kiel umlaufend erhalten. Durchmesser 8 Zentimeter.
Präparation Klaus P. Weiß.

Abbildung 6 (oben):  Schrägansicht der Innenwindungen des Ammoniten in starker Vergrößerung.

RICHTER, A. E. (2006): Super-Sammlungsstück in Teamwork. – Online-Magazin Leitfossil.de; Funde; 3.12.2006; 5 S., 5 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2006.

RULLEAU, L. (2. Auflage 2007): Biostratigraphie et palaeontologie du Lias supérieur et du Dogger de la région lyonnaise, Tome I. – 382 S., 37 Abb. und Tab., integriert in die Paginierung 116 Taf. – Lafarge Ciments.

Sammlung und Fotos A.E.R.


In einem kleinen Artikel stellte ich im Leitfossil 2006 eine ganz besondere Fossil-Stufe aus Airvault vor. Sie hatte eine interessante Geschichte, die ich hier noch einmal wieder gebe:

Super-Sammlungsstück in Teamwork

Von Andreas E. Richter  (3. Dezember 2006)

Ich erzähle von einem hervorragenden Sammlungsstück, einer Platte mit zwei schönen Ammoniten und Plagiostoma-Muscheln. Und wie der Sammler zu diesem Prachtstück kam.

Im September 1992 wurde im Rahmen einer geologisch-paläontologischen Studienreise auch der Steinbruch eines Zementwerkes bei Airvault besucht (Département Deux-Sèvres/Westfrankreich). Seinerzeit war es uns noch problemlos möglich, die Begehungserlaubnis zu erhalten - wir kannten den damaligen Direktor. Derzeit dürften legale Besuche für Sammler oder Sammlergruppen kaum mehr möglich sein. Warum auch immer.

Im Steinbruch erschlossen sind die Schichten des oberen Unterjura - Toarcien - und des unteren Mitteljura - unteres Aalenien. Zur Zeit unseres Besuchs waren gerade in der Sohle größere Baggerarbeiten durchgeführt worden, große Haufen Blockwerk lagen herum, und das meiste Material war aus der "guten Schicht" - Übergang vom unteren zum oberen Toarcien: Hildoceraten, seltener Harpoceraten, vor allem aber Haugien und Phymatoceraten und die großen Muscheln der Gattung Plagiostoma, oftmals pflasterbildend.

Nahezu in jedem Stein steckten gute Fossilien - man wusste wirklich nicht mehr, wo man anfangen sollte. Wir klopften uns durch, taten was wir konnten, um möglichst viele schöne und große Stücke zu finden und zu bergen (nebenbei, am Ende des Tages hatte ich an beiden Armen das, was man "Tennis-Ellbogen" nennt, obwohl ich nichts weniger spiele als Tennis...). Das Material würde sonst ja sowieso in den nächsten Tagen im Brecher landen.

Abbildungen 7 bis 10 (oben):  Oben links zwei Bilder; Fritz Rietze und Bernhard Sebald wuchten das Trumm haldenabwärts - und sie hatten noch immer gut zu tragen, obwohl schon einiges abgeschlagen worden war! - Oben rechts sehen wir  Josef Schulte, wie er am Block arbeitet, und er ist schon ordentlich weit gekommen - über dem Ammoniten saßen ursprünglich wohl 20 Zentimeter Gestein. Wacker gearbeitet! Das zuerst allein sichtbare Venterstück des Ammoniten erkennt man an der Hellfärbung - ausgeblichen wohl. Schulte bei der groben Bearbeitung des Blocks. Er kommt voran! Weiter unten - auf dem Bild rechts außen - sitzt noch ein Ammonit, und die kleine Haugia in der linken Ecke ist auch schon erkennbar.

Josef Schulte aber hatte an diesem Tag irgendwie kein Glück mit dem Aufspüren guter Stücke. Deshalb überließ ich ihm einen Brocken, ordentlich groß, aus dem der Venter einer großen Haugia ragte: "Mach mal!". Nun, Herr Schulte klopfte fleißig, und es gelang ihm, den Ammoniten oberflächlich freizuarbeiten, den Block auch auf Transportmaß zu reduzieren.

Aber für einen Mann allein war das Stück immer noch zu schwer. Also halfen Fritzle Rietze und Bernhard Sebald aus und wuchteten das Trumm den Hang hinab auf die Fläche.

Wir alle hatten an diesem Tag soviel gefunden, dass mehrmalige Touren erforderlich gewesen wären, die teils schweren und großen Stücke zum knapp einen Kilometer entfernt vorne bei den Verwaltungs-Gebäuden stehenden Reisebus zu schaffen. Die Werksleitung gestattete aber die Einfahrt des Busses in den Steinbruch, und unser wackerer Fahrer Helmut Brummer schaffte das auch ganz locker - bis vor unsere Fossilien-Deponien. Wir mussten also nur noch einladen.

Da auf Josef Schultes Brocken weitere Fossilien erkennbar waren und er sich die Präparation nicht zutraute (ein Mann mit Selbsterkenntnis!), übergab er das Stück unserem Freund Sepp Rütsche. Und der legte alle Fossilien in gewohnt meisterhafter Art frei: Zwei Haugien, die kleinere vollkommen beschalt, die größere mit über 30 Zentimeter Durchmesser im Phragmokonbereich als weiß calcitisierter Steinkern und auch mit vollkommen umlaufenden Kiel, dazu Plagiostoma-Muscheln. Eine wunderbare Stufe!

Abbildung 11 (oben):  Hier ein Ausschnittsbild der fertigen Stufe. Links die große Haugia mit perfekt erhaltenem Kiel, nahezu bis zum Endmundsaum erhalten, rechts unten eine große Muschel der Art Plagiostoma giganteum und rechts oben eine kleinere Haugia in Schalenerhaltung. Foto Sepp Rütsche.

Entdeckt von Andy, freigelegt von Josef, transportiert von Fritz und Bernhard, präpariert vom Sepp - das ist doch mal ein Sammlungsstück mit interessanter Entstehungsgeschichte!

Sammlung Josef Schulte, Fotos A.E.R., wenn nicht anders angegeben.


Der Goldschatz vom Yukon

 Von Andreas E. Richter, Augsburg  (1. November 2018)

Unseren geschätzten Pfaffenhofener Flohmarkt besuchen wir ja, wann immer es terminlich (und wettermäßig) passt. So auch am 26. August dieses Jahres. Schönes Wetter, wenn auch nicht übermäßig warm, und wie immer ein reiches und vielseitiges Angebot auf den Tischen. Hier zeige ich Ihnen drei Bilder, um Stimmung und Angebot zu vermitteln.

Abbildungen 1 bis 3 (oben):  Drei Bilder vom Pfaffenhofener Flohmarkt am 26. August. Besucher, Gläser und sogar Fossilien – Fische aus Brasilien, Wyoming und Solnhofen, dazu einige marokkanische Fossilien.

Wir bummeln und freuen uns am bunten Bild.

Ich bleibe immer gerne stehen an total unübersichtlichen Tischen mit ganz vielen kleinen Sachen – da kann man immer etwas entdecken, was man unbedingt haben muss.

Ich stehe also und schau mir das Wirrwarr auf einem solchen Tisch an, ein Haufen Kram, Korkenzieher, Taschenmesser, eine Karbid-Fahrradlampe, alte Fotos, Rahmen, ein paar Münzen, Gläser, Vasen, alte Filmprogramme... Mein Blick fällt auf einen Zettel mit der Aufschrift „Gold!!!“ mit einem darauf stehenden Filmdöschen (die gibt es hier auch noch...). Neugierig frage ich den Verkäufer, einen älteren Herrn, was das denn ist. Er nimmt die Dose in die Hand und wägt sie bedächtig, sehr theatralisch. „Echtes Gold!!!“ kommt dann, „Aber ganz was Besonderes! Das sind Nuggets vom Klondike!“ Aber Hallo! Ich bitte um Genehmigung, den Goldschatz anschauen zu dürfen.

Er öffnet die Dose und fischt ein in der Art der Edelstein-Händler gefaltetes Papier heraus (ich kenne diese Aufbewahrungs-Art für geschliffene Steine von Ruppenthal und anderen Schleifern in Idar-Oberstein). Auf einer freien Tischfläche faltet er dann das Papier vorsichtig auseinander und zeigt mir den Inhalt, ein etwas größeres (absolut leider kleines) Nugget, einige ganz kleine und viele Goldblättchen, „Goldflitter“.

Abbildungen 4 und 5 (oben):  Die Filmdose auf ihrem Ankündigungszettel, zuhause fotografiert. Auf dem Flohmarkt hatte ich es in der Aufregung wieder mal vergessen. Unten die gefaltete Gold-Verpackung.

Abbildung 6 (oben):  Der Umschlag aufgefaltet, und da liegt er, der Goldschatz – plus/minus 5 Gramm Gold, wobei der Große allein schon 2 Gramm wiegt.

Er erzählt, dass sein Urgroßvater zur Zeit des Goldrausches, der „Stampede“, in Kanada war, allerdings nicht als Claimer, nicht zum Schaufeln, sondern als Koch, der in Dawson arbeitete. Er brachte sich einige Nuggets und Goldflitter als Souvenir mit und von dieser Probe stammt der kleine Goldschatz im Papier. Mir glühen die Ohren – das Gold muss mein sein! Aber erst mal reden. – Nein, er hatte seinen Urgroßvater nicht mehr gekannt und hatte es leider auch versäumt, seinen Großvater über dessen Papas Zeit am Yukon erzählen zu lassen. Aber Yukon, Dawson, um 1905 plus/minus, das sind Fakten. Historisches Gold vom Yukon, aus der Zeit des Goldrauschs! Ich bin begeistert (innerlich, äußerlich bleibe ich cool)!

Die Preisverhandlung ist schwierig – Goldmenge (die Probe ist nicht ausgewogen), aktueller Goldpreis, der geschichtliche Wert, der ideelle Wert und überhaupt… Aber wir einigen uns auf einen Preis, er ist zufrieden, ich bin zufrieden – so soll es ein.

Für mich ist der Flohmarkt gelaufen. Wir bummeln weiter, Gabo findet auch noch dies und das. Zuhause wird der Goldschatz dann ausgepackt, angeschaut, bewundert, fotografiert und gewogen. Da wir aber nur eine Küchenwaage haben, ist das Ergebnis lediglich von symbolischer Bedeutung: Es sind laut Wage insgesamt 5 Gramm Gold, wovon der Große 2 Gramm ausmacht.

Abbildung 7 (oben):  Zwar von der Herkunft unpassend, weil es eine amerikanische Münze ist, nämlich ein US-Silberdollar von 1865 mit dem Profil von George Washington (Durchmesser 4,5 Zentimeter. Aber vom Material her ist das Silber ja irgendwie der kleine Bruder des Goldes.

Abbildung 8 (oben):  Der große Brocken, mein King-Size-Nugget, wiegt immerhin 2 Gramm und misst maximal knapp 1,1 Zentimeter.

Abbildung 9 (oben):  Das größte in historischer Zeit jemals am Klondike geborgene Nugget wurde 1904 gefunden und wog 126 Unzen = 3572 Gramm. Das hier gezeigte vorher unbekannte Foto stöberte der Miner Joe Yanisiw, der sich für historische Funde interessierte, etwa 2004 in der Rasmussen Library der Universität von Fairbanks auf. Es zeigt Fred Mattheisen aus Seattle und seinen Partner F. F. Coffin in ihrem Claim no. 9 im Dominion-Creek-Revier des Klondike-Gebietes. Ihren Fund präsentieren sie hier in einer Waschpfanne.

Zwei Bilder aus der Liebig Serie 466 von 1900: "Das Gold" [siehe auch im „Geologischen“; Liebig-Sammelbilder, Serie 466: "Das Gold"  (Andreas E. Richter; Geologisches; 25.1.2018; 8 S., 14 Abb.)].

Abbildung 10 (oben):  Liebig-Bild no. 1: "Zug der Goldsucher nach Klondyke (Alaska)." [In Wirklichkeit Kanada]. Beachten Sie, wie dem ermatteten Jüngling am rechten Bildrand mit Liebig's Fleisch-Extract neue Kraft eingeflößt wird.

Abbildung 11 (oben):  Liebig-Bild no. 2: "Einfachste Art des Goldwaschens im Goldlande selbst mittelst der so genannten Wiege; mechanische Sonderung des Goldes von Steinen und Sand."

Der Klondike-Goldrausch begann 1896 und brachte mehr als hunderttausend Goldsucher – „stampeders“ – ins Gebiet des Klondike Rivers. Politisch führte er zur Grenzfestlegung zwischen Alaska und Kanada und zur Gründung des Yukon-Territoriums. Die bis heute am Klondike gewonnene Goldmenge beträgt 570 Tonnen. Ausrüstungs- und Transport-Kosten der hierher gekommenen Goldsucher werden überschlägig mit 50 Millionen Dollar angesetzt, was dem Ertrag der ersten 5 Jahre des Goldsuchens entsprach.

Anfangs suchte man in den Bächen und Flüssen nach Gold, „Waschgold“, das mit Pfannen, Rütteltischen und Feinwaschrinnen händisch gewonnen wurde. Dabei handelte es sich um Gold-Nuggets und Goldflitter. Danach kamen Goldwaschanlagen und Goldbaggerei und der Untertage-Abbau.

Die Anreise war extrem schwierig und kräftezehrend. Im Goldland belegten die Goldsucher Claims, bauten sich Hütten und werkelten mehr oder weniger erfolgreich vor sich hin. Härteste Arbeit bei kargem Brot – einfach war das ganz gewiss nicht. Das große Glück fanden nur ganz wenige. Relativ zeitig entstanden auch Gesellschaften und Transportwege wie die Klondike Mines Railway.

Abbildungen 12 bis 14 (oben):  Oben ein Bild zum “Hillside mining”: “Mining operations in the Klondike, c.1899.” - "Washing out Gold with the Rocker". Foto ca. 1899 von John Scudder McLain, aus seinem 1905 erschienenen Buch „Alaska and the Klondike“; McClure, Phillips & Co, New York. - Unten links: “Underground mining at Klondike gold field, 1898” - Untertage-Abbau im Klondike-Revier; Foto von 1898, aus Wikipedia. - Unten rechts: Bergmännischer Abbau während des Klondike-Goldrausches; man erkennt irgendwie das Fehlen einer zielgerichteten Organisation; mit anderen Worten - die Claimer waren total unordentlich (von dieser Seite her hätte ich auch Claimer sein können). Foto ca. 1900, aus dem Canadian National Archiv, via Wikipedia.

Abbildung 15 (oben):  Eine Straßenszene in Dawson City im Juli 1899. Das Bild wurde vermutlich an einem Sonntag gemacht, weil so viele Männer mehr oder weniger tatenlos herum stehen. Foto aus Wikipedia.

Abbildung 16 (oben):  Bild aus einem Grocery Store mit dem Konserven- und Getränke-Angebot usw. hinter dem Ladentisch. Ein Mann bezahlt einen Einkauf mit Goldstaub und Flittern aus einer Tüte. Für die Männer, die ihn umgeben, ist dies ein alltäglicher Vorgang, nicht aber das Fotografieren, weshalb sie derartig andächtig und bewegungslos verharren. Foto von 1899, aus Wikipedia. - Der dritte von rechts, Donnerwetter, ist das nicht ein berühmter Darsteller aus der Stummfilm-Zeit? Was macht der denn hier? Weiß jemand den Namen? Ich könnte mich zu einem kleinen Fossilpreis durchringen.

Sammlung und Fotos A.E.R., wenn nicht anders angegeben.


Ein Hirudocidaris aus der Unterkreide Nordost-Spaniens

  Von Andreas E. Richter, Augsburg  (17. Januar 2019)

Jeder Fund hat eine Geschichte, so auch dieses Stück. Ich habe diese Geschichte sicherlich schon öfters erzählt, aber es sind bestimmt ein paar Leser dabei, welche die Story („una historia“; es geht um ein Fossil aus Spanien) noch nicht gehört haben.

Ich stelle einen Seeigel vor, der etwas ganz Besonderes ist. Diesen Seeigel hatte ich schon einmal gezeigt als „Monatsfossil“ im August 2004. Aber als ich das Stück jetzt unbeschädigt in meinen auf die Durchschau wartenden „Brand-Beständen“ fand – der Aufbewahrungs-Karton lag beim Brand glücklicherweise in einem anderen Kellerraum - hab ich mich so gefreut, dass ich den Seeigel gleich noch einmal zeigen werde. Und er ist es wert! Damals zeigte ich nur ein einziges Bild. Und das Stück war zudem falsch bestimmt gewesen. Also, die erste Besonderheit – das Fossil hat den Brand überlebt.

Früher waren Gabo und ich öfters in Spanien unterwegs, vielmals auch im PKW, um Fundstellen zu überprüfen auf ihre Eignung für unsere Reisebus-Exkursionen. In den frühen 1990er Jahren waren wir wieder einmal in der wunderbaren und sehr einsamen Hügellandschaft der Provinz Teruel unterwegs, in der Nähe des Dörfchens Allepuz. Wir wohnten meistens drüben in Morella, im schönen Hotel „Cardenal Ram“; die Fahrt von hier bis Allepuz (85 Kilometer) nahm ich gerne in Kauf, weil man sich in der großartigen Landschaft des Maestrazgo bewegte.

Abbildungen 1 und 2 (oben):  Die großartige Landschaft im Maestrazgo. Es war immer schön dort, auch wenn es regnete oder schneite! Die hellen Böschungen in Bildmitte sind fossilführende Unterkreide-Mergel.

Abbildung 3 (oben):  Das Dörfchen Allepuz, namengebend für die hiesigen Fundstellen.

Das Land dort, zwischen Morella und Allepuz – viel Steppenland, nur wenig Landwirtschaft – war uns bekannt als Fossil-Fundort. Wir hatten hier auch schon öfters gesammelt. Die dortig ausstreichende Schichtfolge an Weichgesteinen – Mergelkalke, Kalkmergel und Tonmergel – gehört zur Unterkreide, vielfach zum Apt, teils auch zum Barrême. Freigewittert findet man in großer Zahl Brachiopoden (z.B. Sellithyris), Seeigel (z.B. Heteraster, Pliotoxaster und hin und wieder Tetragramma), seltener Schnecken, Muscheln, Foraminiferen.

Wir wanderten also durch die herbe Landschaft und sammelten freiliegende Fossilien auf. Das war am 30. August 1990. Man findet ja immer wieder mal etwas Neues, das man noch nicht kennt, und ich hoffe ja stets auf vier- oder sechsstrahlige Seeigel. Also jeden Seeigel angeschaut… Da hat man zu tun! Wir wussten wohl um das Vorkommen von Cidaris-Formen hier in der Gegend; unser Freund Paul hatte uns welche gezeigt. Aber seine Fundort-Hinweise waren sehr vage, also machten wir uns da gar keine Hoffnungen in dieser Richtung.

Abbildungen 4 und 5 (oben):  So in etwa wie auf dem oberen Bild sah die Stelle aus, wo wir unsere ersten beiden Allepuz-Cidariten fanden.

Gabo und ich laufen in eine der typischen vegetationslosen bzw. –armen Mergelton-Schluchten, hier in der Form einer kleinen Bucht. Gabo inspiziert die linken Hänge, ich die rechten, etwa 30 Meter entfernt. Nach einer kleine Weile ruft Gabo: „Kann das sein, dass es hier Cidaris gibt?“ –„Wieso?“ - "Ich denke nämlich, ich habe einen gefunden!“ Mein Gedanke war "...red nur weiter..."; ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. Cidaris hier, in solch einem Habitat? Unmöglich.

Nach mehrfachen Ermahnungen kletterte ich dann doch hinab und - kaum glaubhaft, aber wahr! – ich sehe hangabwärts einen recht großen Cidariten liegen! Jubel, Geschrei, viel mehr als Gabo (na ja, ich bin ja auch der eigentliche Sammler!?). Also, geborgen – ich musste ihn nur aufheben; er steckte aber teils noch im Kalkmergel - und dann jubelnd hinüber zu Gabo. Jetzt allerdings nicht mehr skeptisch – sie hatte bestimmt auch einen! Und so war es! Sie zeigte mir ihren Seeigel, es ist der, den ich Ihnen hier ausführlich vorstelle, und der war viel schöner als meiner, wenn auch kleiner. Ein Cidaris vom Allerfeinsten! Ein solch schönes Gehäuse fanden wir nie mehr. Dieser initiale Seeigelfund Gabos, ihr erster Regulärer dieser Gruppe überhaupt, war die zweite Besonderheit.

Zu Hause wurden die beiden Seeigel mit KOH präpariert, was auch bestens funktionierte; sogar die leider wenigen anliegenden Sekundärstacheln von Gabos Exemplar konnte ich erhalten. Zudem liegt auf der Oberseite ein Primärstachel-Fragment, das die Zugehörigkeit zur Gattung Hirudocidaris wahrscheinlich macht. Die dritte Besonderheit also!

Abbildungen 6 bis 10 (oben):  Gabos Hirudocidaris in verschiedenen Ansichten. Unterkreide (Apt); Allepuz, Provinz Teruel/Nordost-Spanien. Durchmesser der Corona am Ambitus 4 Zentimeter. Beachten Sie den aufliegenden Primärstachel und die auf dem untersten Bild nochmals vergrößert gezeigten Sekundärstacheln.

Nebenbei, bei einer Richter-Exkursion im März 1982 liefen Gabo und ich die Hänge ab, in der gleichen Gegend, und Gabo entdeckte tatsächlich einen aus der Wand ragenden weiteren Cidariten, wieder eine komplette gut erhaltene Corona!

Ich schrieb dann ein paar Worte in „Fossilien“ darüber und das muss wohl bis nach Spanien gedrungen sein.

Wenig später: Antonio Perla Muedra, ein begeisterter spanischer Seeigelsammler, besuchte uns zusammen mit seiner Frau hier in Augsburg. Nach dem Essen saßen wir noch lange zusammen und unterhielten uns (was für mich schwer war, Spanisch kann ich nicht, Englisch und Deutsch konnte Toni nicht, also blieb alles an Gabo hängen). Dann schaute mich Toni fragend an und bat darum, die „Seeigel“ sehen zu dürfen. Nach der Beseitigung der Unklarheiten stellte es sich heraus, dass offenbar viele spanische Sammler von unseren Cidaris-Funden bei Allepuz gehört hatten. Ich war berühmt als der Mann mit den Cidariten!

Abbildung 11 (oben):  Die ersten drei unserer Hirudocidaris-Exemplare von der Lokalität Allepuz. Links Gabos Seeigel-Fund vom März 1992 (Durchmesser 5,4 Zentimeter), in der Mitte mein Fundstück vom 30. August 1990 (Durchmesser 5,1 Zentimeter) und rechts Gabos Fund, sozusagen der Initial-Seeigel, ebenfalls vom 30. August 1990 (Durchmesser 4 Zentimeter).

Ich versuchte dann, den Seeigel zu bestimmen, was unter anderem die Namen „Stereocidaris“ heteracantha (GRAS, 1862) und „Stereocidaris“ pyrenaica (COTTEAU, 1862) erbrachte. Beide sind falsch, wie ich später mit Hilfe einer Internet-Recherche feststellen konnte. Vermutlich handelt es sich um ein Gehäuse einer Art der Gattung Hirudocidaris, einer von Smith und Wright errichteten Untergattung von Temnocidaris. Vielleicht gehört es zu einer bisher unbeschriebenen Form.

Hirudocidaris SMITH & WRIGHT, 1989. Kreide (Oberalb bis Campan); Vorkommen in Europa.

Smith nennt in der Echinoid Directory drei der Untergattung Hirudocidaris angehörige Arten, eine aus der oberen Unterkreide/untere Oberkreide, zwei aus der Oberkreide [H. uniformis (SORIGNET, 1850): Upper Albian to Cenomanian, western Europe. - H. hirudo (SORIGNET, 1850); Turonian to Campanian, Europe. - H. silesiaca (SCHLUETER, 1892); Turonian to Coniacian, Europe].

Als wichtiges Unterscheidungs-Merkmal zu Temnocidaris (Stereocidaris) nennt Smith die Ausbildung der Primärstacheln: Diejenigen von Hirudocidaris sind kurz und tragen gut entwickelte schmale Grate, während die von Stereocidaris länger sind mit einer Verdickung im Basalbereich und mit deutlichen Dornenreihen.

Die von Smith genannten Gehäusemerkmale von Hirudocidaris treffen jedenfalls meiner Meinung nach auch auf mein Gehäuse aus dem Apt von Allepuz zu:

„Apical disc opening similar in diameter to peristome; plating unknown.
Ambulacra weakly sinuous; pore-pairs not conjugate with the interporal ridge not much larger than a pore. Perradial zone with horizontal row of subequal tubercles.
Interambulacral zones with single adapical plate with rudimentary tubercle. Primary tubercles perforate and non-crenulate (adapical tubercles with traces of crenulation on their adapical side). Areoles sunken.
Scrobicular tubercles fully developed; areoles circular and separated throughout. Extrascrobicular zones moderately well developed and densely covered in uniform secondary tubercles.
Small pits on horizontal plate sutures in interambulacral zones.
Primary spines shorter than test diameter; fusiform; ornamented with rather sharp, weakly beaded ribs; ending in small cap.“

In der schönen Seeigel-Monographie von Manuel Saura Vilar und Juan Antonia Garcia Vives wird im Band „Cidaroida“ auf Tafel 24 mit den Abbildungen 1-3 ein „Temnocidaris (Hirudocidaris) sp., Typ 3“ gezeigt, der dem meinen durchaus gleicht. Er stammt aus der Unterkreide (Apt) von Allepuz, Provinz Teruel/Nordost-Spanien, also plus/minus vom gleichen Fundort wie meine Stücke. Eine Artbestimmung nehmen die Autoren nicht vor.

Literatur-Hinweise

POMEL, A. (1883): Classification méthodique et Genera des Échinides vivante et fossiles. - Thèses présentées a la
     Faculté des Sciences de Paris, 503; 131 S. - A. Jourdan, Algerien.
SAURA VILAR, M. & J. A. GARCIA VIVES (2011): Cidaroida. - Nomochirus no. 2; 265 S., Abb., Tab., 81 Taf. - Associación
     Paleontológica y Mineralógica de Onda.
SMITH , A. B. & A. KROH: The Echinoid Directory. The Natural History Museum, London.
SMITH, A. B. & WRIGHT, C. W. (1989): British Cretaceous echinoids. Part 1, General introduction and Cidaroida. -
     Monograph of the Palaeontographical Society [publication no. 578, issued as part of volume 141]; S. 1-101,
     Taf. 1-32. – London.

Sammlung und Fotos A.E.R.

Anmerkung: Zwischenzeitlich erhielten wir Informationen, die eine Zurodnung der Seeigel zu Hirudocidaris eher unwahrscheinlich machen. Wir werden im im aktuellen Leitfossil darüber berichten.



Flexicalymene retrorsa (FOERSTE, 1910) aus Ohio

  Von Andreas E. Richter, Augsburg  (2. Februar 2018)

Viele der Trilobiten aus amerikanischen Lagerstätten sind in Schalen-Erhaltung überliefert („Ersatzschale“, deshalb so genannt, weil es ja nicht mehr das Originalmaterial ist, sondern ein wenn auch formgenauer Ersatz, englisch „replacement“), genau so wie die berühmten Sankt-Petersburg-Trilobten. Amerikaner wie Russen sind oft wunderschön und zeigen interessante Details. Seit der mittlerweile routinemäßigen Anwendung der Sandstrahl-Technik ist die Präparation einfach geworden.

Meinen ersten „körperlichen“ Kontakt zu schönen amerikanischen schalenerhaltenen Trilobiten hatte ich im Jahr 1985. Ich führte eine Gruppe amerikanischer Fossiliensammler 10 Tage durch Süddeutschland, von Holzmaden bis Sengenthal. Wir hatten alle viel Spaß. Die meisten der Amerikaner hatten Fossilien zum Tauschen dabei, was wir auch munter machten – die Amerikaner untereinander und wir paar Deutsche mit den Amerikanern.

Von Carlos Bazan, einem eingefleischten Trilobiten-Sammler, erhielt ich im Tausch u.a. einen schönen Trilobiten aus dem Ordovizium von Ohio, eine Flexicalymene retrorsa. Ich war ja damals vor allem auf Jurafossilien fixiert, aber der Trilobit gefiel mir und gefällt mir noch heute.

Abbildung 1 (oben):  Der Trilobit mit dem Original-Etikett von Carlos Bazan. Der Text lautet: Flexicalymene retrorsa – Ordivician Arnheim [Formation] – Highland Co., Ohio, USA“. Der Trilobit ist 3 Zentimeter lang, das Gestein misst 4,5 x 3,5 Zentimeter.

Flexicalymene retrorsa (FOERSTE, 1910) ist eine der häufigen ordovizischen Trilobiten-Arten Nordamerikas. Die Gattung Flexicalymene wurde 1936 errichtet von Shirley. Sie ist in den USA, in Kanada, England und Marokko verbreitet. Sie steht in der Familie Calymenidae, Unterordnung Calymenina, Ordnung Phacopida. Bekannte Arten sind z.B. Flexicalymene croneisi ROY, 1941, Flexicalymene granulosa (FOERSTE, 1909), Flexicalymene meeki (FOERSTE, 1910), Flexicalymene ouzregui DESTOMBES, 1966, Flexicalymene retrorsa (FOERSTE, 1910), Flexicalymene senaria (CONRAD, 1841) , Flexicalymene tazarensis, Flexicalymene trinucleina (TULLBERG, 1882), Flexicalymene magnipapilla STUMM & KAUFFMAN, 1958, Flexicalymene scotica LAMONT, 1949.

Abbildung 2 (oben):  Dorsal-Ansicht des Trilobiten: Flexicalymene retrorsa (FOERSTE, 1910); Oberordoviz; Cincinnati Series ( Richmondian; Arnheim Formation). Aus einer klassischen Trilobiten-Region in Ohio, von einer Fundstelle im Highland County.

Abbildungen 3 und 4 (oben):  Eine zweite Dorsal-Ansicht, fotografiert mit anderer Ausleuchtung. Eingeblendet die Unterseite des Panzers mit dem Rostral-Platten-Wulst. Mit etwas Glück werde ich unter der dünnen Gesteinsschicht das Hypostom finden.

Mein Trilobit stammt aus den Schichten der Arnheim Formation (Richmondian, Cincinnati Series, Oberordoviz), aus einer klassischen Trilobiten-Region, aus Ohio, genauer aus dem Highland County. Ein sehr berühmter Fundort ordovizischer Trilobiten liegt nur wenig südwestlich des Highland Counties im benachbarten Brown County: Mount Orab. Die Trilobiten dieser Lagerstätte und des Fundortes meines Exemplars sind gleichartig erhalten bei identischer Lithofazies.

Nachdem die Panzer-Unterseite im Bereich des Cephalons frei liegt, bin ich jetzt am Überlegen, ob ich den Burschen nicht mal unterseitig ein wenig sandstrahlen sollte – könnte gut sein, dass dabei das Hypostom zum Vorschein kommt. 

Abbildung 5 (oben):  Und hier noch ein Porträt – wir blicken dem Trilobiten ins Gesicht bzw. ins Cephalon.

Sammlung und Fotos A.E.R.


Achatholz aus Patagonien

   Von Andreas E. Richter, Augsburg  (1. November 2018)

Hier habe ich eine optisch aufregende Kieselholz-Scheibe aus Argentinien, genauer, aus der Provinz Rio Negro in Patagonien. Und mehr konnte ich darüber nicht in Erfahrung bringen, weder in den mir zugänglichen Büchern noch im Internet.

Fakten sind: Es ist ein Kieselholz mit ganzrandigem Umriss und Außenstruktur; relativ buntfarben mit kleinen Achatisierungen, aber ohne jegliche Holzstruktur. Die holzanatomischen Strukturen (Jahresringe, Holzstrahlen, Tüpfel-Form und –Anordnung usw.) wurden bei der Fossilisation nicht erhalten. Bei vielen Kieselhölzern sind in mehr oder weniger ausgeprägter Form Strukturen erkennbar, man sieht also Details der Holzanatomie. Bei vielen fossilen Hölzern sind diese Merkmale abgeschwächt oder nur partiell sichtbar oder auch vollkommen überprägt worden wie bei meiner argentinischen Scheibe.

Das Holz stammt wie gesagt aus Patagonien, wo verschiedene „Versteinerte Wälder“ bekannt sind (siehe auch das gleichnamige Buch von Dernbach). Aber darin wird speziell kein Kieselholz mit Achatisierungen gezeigt. Im Netz findet man aber tatsächlich meinem Holz entsprechende Abbildungen, die aber alle sehr vage und nicht nachprüfbar betitelt sind, etwa so: „Araucaria sp. – Achatholz – Kreide – Rio Negro – Argentinien“. In anderen Publikationen wird ein absolutes Alter von „65 Millionen Jahren“ genannt, was dann auf ältestes Tertiär verweisen würde. Vom Verkäufer meiner Scheibe wurde mir damals „Trias“ genannt.

Jedenfalls stammt das Holz mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einer Vulkanasche-Lagerstätte. Damit wäre die Herkunft der Kieselsäure erklärt. Andererseits laufen gerade in Asche-Lagerstätten die Verkieselungs-Vorgänge so behutsam ab, dass die Strukturen bestens erhalten bleiben. Denken wir an die indonesischen Holz-Lagerstätten!

Die argentinischen Zapfen-(und Holz-)-Araukarien-Vorkommen liegen in der Unterkreide und im Mittel-/Oberjura. Wenn das Holz also wirklich zur Sammelgattung „Araucarioxylon“ gehören sollte (was jedenfalls nur mit Hilfe orientierter Dünnschliffe an Struktur-erhaltenen Stücken nachgewiesen werden könnte und keinesfalls mit solchen strukturlosen Stücken wie dem meinen), könnte man es zeitlich und auch regional zuordnen.

Weiß jemand aus der Leserschaft mehr über die achatisierten Bunthölzer aus Argentinien?

Abbildung 1 (oben):  Ganzrandig erhaltenes Kieselholz mit Achatisierungen. „Rio Negro, Patagonien/Argentinien“. Endstück mit bruchrauer Rückseite. Durchmesser 16 Zentimeter, maximale Dicke 5 Zentimeter. Die Scheibe in direkter Aufsicht.

Abbildung 2 bis 5 (oben):  Die Bilder oben sind sehr starke Vergrößerungen. Man erkennt hin und wieder schemenhafte Reste der Holzanatomie, die aber zur Bestimmung sicher nicht ausrreichen würden. Gut sichtbar sind viele kleinflächige Achatisierungen.

Abbildung 6 (oben):  Eine Schrägansicht; der Eindruck der Oberflächen-Wölbung ist eine optische Täuschung - die Fläche ist plan geschliffen. Gut erkennbar die Außenstruktur des Stammes. Die vielen Risse sind auf auf prädiagenetische Hitze-Einwirkung in der vulkanischen Asche zurück zu führen.

Sammlung und Fotos A.E.R.


 


Dalbyover - ein berühmter Seeigel-Fundort im Inland Dänemarks
No. 4 der Reihe "Berühmte Fossil-Lagerstätten"

  Von Heidi Friedhoff, Norderstedt   (1. Juni 2018)

Seit Jahrzehnten existiert in Ostjütland ein Kalkbruch, in welchem die Schichten des Mitteldan (Paläozän) aufgeschlossen sind. Die Grube liegt zwischen Hadsund im Norden und Randers im Süden. Die Grube liegt an der von Vinstrup-Vandvaerk nach Raby führenden Straße, rund 350 Meter südlich des namensgebenden Dorfes Dalbyover.

Im Vergleich zu den Kreidegruben Höver und Miesburg ist die Grube sehr klein. Sie wird nur vom Eigner selbst betrieben. Der Abbau findet regelmäßig statt. Das Material wird für die Landwirtschaft verwendet. 

In diesem Aufschluss kommen sehr schöne Seeigel der Gattung Echinocorys heraus. 

Ich habe diesen Aufschluss in Abständen immer wieder besucht, weil man mit Glück sehr selten auch Belege anderer Seeigel-Gattungen finden kann wie Linthia, Cyclaster, Phymosoma und Brissopneustes. Freunde erzählten mir, dass inzwischen Funde von 10 Gattungen bekannt sind. Außerdem können die Echinocorys-Coronen Abnormitäten aufweisen wie Platten-Unregelmäßigkeiten oder Bisspuren von Raubfischen (in der Regel von Haien). Auch die begehrten von der fünfstrahligen Symmetrie abweichenden Gahäuse (vor allem Vierstrahler) sind von hier bekannt. So sammelt man also viele "langweilige" Seeigel auf in der Hoffnung, zu Hause bei genauer Durchsicht ein solches besonders Stück zu entdecken. 

Das Sammeln in der Grube wird wohlwollend geduldet. Dass man dabei die Absperrungen vor gefährlichen Wänden respektiert ist selbstverständlich. Auch sollte man sich zurückziehen, wenn gearbeitet wird und weiten Abstand zu den Maschinen halten.

Am besten findet man nach meiner Erfahrung, wenn der Boden frisch aufgerissen wurde und etwas abgetrocknet ist. Die Seeigel sind dann meistens heller als der Kalk, ähnlich wie man das aus Höver kennt.

Bei meinem letzten Besuch hatte ich Glück: Der Besitzer breitete auf der Auffahrt und im gesamten unteren Bereich der Grube frisches Material zum Trocknen aus. Ich zog mich zurück und als er fertig war, konnte ich in Ruhe sammeln, zumal ich zufällig allein dort war. Schade nur, dass die Seeigel zur Zeit sehr klein sind; vielleicht sind es juvenile Exemplare?

Wer genügend Zeit hat, sollte auch die Steinhaufen an den Seiten der Grube untersuchen. Im Feuerstein wurde schon mancher Schatz entdeckt wie z.B. ein Nautilus und eine Krabbe. Wer auch Beifauna mitnehmen möchte, achtet auf Austern, Brachiopoden und Seelilien-Stielglieder, die manchmal in Spülrinnen zu finden sind.

Wenn sich alle Sammler auch in Zukunft ordentlich verhalten, können in diesem Aufschluss sicher noch viele gute Fossilien geborgen werden.

Literatur-Hinweis

RICHTER, A. E. (2018): Meine ersten beiden Seeigel der Art Echinocorys sulcatus . – Online-Magazin Leitfossil.de; Konglomerat; 26.2.2018; 3 S., 3 Abb. – Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2018.

Abbildung 1 (oben):  Das Markenzeichen der Ablagerungen von Dalbyover: Echinocorys sulcatus (GOLDFUSS, 1826). Paläozän; Dan. Dalbyover, Jütland/Dänemark. Drei Ansichten eines eher länglichen Gehäuses; maximal 6 Zentimeter.

Abbildungen 2 und 3 (oben):  Übersichtskarte mit einer Teilansicht Jütlands; unten eine Karte mit der Lage der Kalkgrube bei Dalbyover. Basiskarten aus OpenStreetMap.

Abbildungen 4 bis 6 (oben):  Drei Ansichten der Kalkgrube; aktuelle Aufnahmen vom April 2018. Die dunkelgraue Fläche wird gerade von der Autorin abgesammelt. Fotos Rainer Friedhoff.

Abbildung 7 (oben):  Informations-Tafel an der Grube. Foto Rainer Friedhoff.

Abbildung 8 (oben):  Ein anderes Exemplae mit etwas rundlicherem Umriss. Drei Ansichten; maximal 5,3 Zentimeter.

Abbildung 9 (oben):  Corona mit deutlichen Bis- bzw. Kratzspuren durch einen spielerischen Hai-Angriff, vermutlich eines Jungtiers. Maximal 5,1 Zentimeter.

Abbildung 10 (oben):  Ein weiteres durch Bisse stark ramponiertes Gehäuse – dieser Angreifer meinte es ernst. Erfolg aber hatte er nicht. Maximal 6 Zentimeter.

Abbildung 11 (oben):  Linthia sp. in zwei Ansichten. Corona 3,1 Zentimeter.

Abbildung 12 (oben):  Ein weiteres Linthia-Gehäuse. Maximal 2 Zentimeter.

Abbildung 13 (oben):  Gehäuse einer Phymosoma, oberseitig teilweise aufgebrochen. Die den Hohlraum auskleidenden dunklen Quarzkristalle wurden möglicherweise durch geringe Bitumenspuren eingefärbt. Zwei Ansichten; Durchmesser 6 Zentimeter.

Abbildung 14 (oben):  Vollkommen frei präparierte Pycnodonte vesicularis (LAMARCK, 1806). Gegenüber den Oberkreide-Formen z.B. von Rügen sind die hiesigen Pycnotdonten klein und zierlich. Maximal 4,6 Zentimeter.

Abbildungen 15 und 16 (oben):  Ein doppelklappiger Spondylus danicus S. A. ANDERSEN, 1944, in zwei Ansichten. Die Klappen sind unterschiedlich skulptiert. Fossil maximal 3,2 Zentimeter.

Abbildung 17 (oben): Ein Brachiopode der Gattung Carneithyris . Zwei Ansichten; maximal 3,2 Zentimeter.

Abbildung 18 (oben):  Seelilien-Stielglieder der Art Isselicrinus paucicirrhus (BRÜNNICH NIELSEN, 1913). Längstes Stielglied 4 Zentimeter.

Sammlung und Fotos Heidi Friedhoff, wenn nicht anders angegeben.


Der Gargasien-Klassiker in der Vaucluse: Carniol

   Von Andreas E. Richter, Augsburg  (16. Juli 2018)

Zur Begriffs-Klärung für die in der Kreide nicht heimischen Leser: "Gargasien" ist eine Abteilung des Aptien (bei uns Apt), das in der Unterkreide steht, zwischen Barrémien im Liegenden und Albien im Hangenden.

Ich erzähle (aber hier nur kurz) über eine klassische Fundstelle im Gargasien der Vaucluse, die als „Carniol“ bezeichnet wird. Carniol ist ein kleines Dorf im Gemeinde-Verbund Simiane-la-Rotonde, Département Alpes-de-Haute-Provence, Région Provence-Alpes-Côte d'Azur. Es liegt rund 25 Straßenkilometer nordöstlich von Apt in der wunderbaren Hügel-Landschaft der Vaucluse.

Dies hier ist also keine klassische Fundstellen-Präsentation, wie wir das im Leitfossil sonst machen, sondern nur ein Fundstellen-Hinweis im Rahmen unserer Südfrankreich-Reisebeschreibung. Und gleich ganz konkret: Der Besuch lohnt sich nach wie vor.

Die Lokalität und die Gegend sind seit langer Zeit als Fossil-Lagerstätten bekannt. Hier und in der weiteren Umgebung wurde und wird viel gesammelt, seit mehr als 200 Jahren. Auch Alcide d'Orbigny zeigt und erwähnt Fundstücke aus dieser Gegend. Da es sich bei den Vorkommen der fossilführenden Schichten in der Regel um Natur-Aufschlüsse handelt, sind die Fundmöglichkeiten heute nicht schlechter als früher, vor allem nach kräftigen Regenfällen. Also gibt es immer wieder Fossilien, freigewittert und freigewaschen. Man wird kaum jemals mit leeren Händen weggehen. Große Fossilien darf man freilich nicht erwarten, Ammoniten mit 5 Zentimeter sind schon eine Besonderheit.

Das Auftreten der reichen verkiesten Molluskenfauna ist auf einen kleinen Profil-Abschnitt mit einer Mächtigkeit von nur etwa einen Meter beschränkt, rund drei Meter über der Grenze des Gargasien zum unterlagernden Bédoulien. Das erklärt, weshalb die vielen in der Vaucluse usw. immer wieder sichtbaren Tonmergel-Ausstriche großteils fossilleer sind. Aber in Carniol – und natürlich auch anderswo – sind die richtigen Schichten erschlossen.

Bei Kilian (1913) lesen wir: „In der Umgebung des Städtchens Apt im Durancebecken stehen dunkle bläuliche Mergel mit verkiesten Fossilien an, welche schon seit langer Zeit unter dem Namen „Aptmergel“ (Marnes aptiennes) beschrieben worden sind. Sie bilden den oberen Teil unserer Aptstufe und sind im südöstlichen Frankreich weit verbreitet. Diese Mergel bestehen aus schwärzlich-blauen mächtigen Lagen, welche im oberen Teil durch dünne Lagen von Tonkalken oder Sandsteinen und Sanden zuweilen unterbrochen werden; sie liefern eine in den meisten Sammlungen vertretene Ammonitenfauna, sowie Belemniten (namentlich im oberen Teile) und eine ganze Reihe zwerghafter Gastropoden und Pelecypoden nebst einigen Brachiopoden.“

Damit ist eigentlich alles gesagt. Eine gute Faunenübersicht gibt Moosleitner (2002, 2015 b). Er belegte auch die hochdiverse ausgezeichnet erhaltene Mikrofauna. Nehmen Sie sich also Schlämmmaterial mit, wenn Sie Spaß haben an den ganz Kleinen!

Ganz grob zur klassischen Stratigraphie: Die Schichtfolge liegt in der Unterkreide, in der Stufe des Aptien (nach der Stadt Apt) zwischen dem Barrémien und dem Albien. Die Bezeichnung geht zurück auf d'Orbigny (1840). Die Stufe des Aptien wird gegliedert in (von unten nach oben) Bédoulien, Gargasien und Clansayésien. Der Stratotypus des Gargasien liegt beim wenig nordwestlich von Apt liegenden Ort Gargas. Der Begriff „Gargasien“ geht zurück auf Kilian (1887). Jedoch scheint sich in der Gliederung eine Veränderung anzubahnen – siehe Moullade, Granier & Tronchetti 2011.

Auch wir gehen bei unserem Besuch am 5. Juni nicht leer aus. Wir laufen von der Straße rüber zu den Tonmergel-Hängen, am Rand der schönen Orchideen-Wiese, bummeln dann auf den Hängen ein wenig hin und her, legen uns auch mal auf den Bauch und lassen die Augen schweifen, ganz langsam und gemütlich. Na ja, eine (sehr) kleine Handvoll war es dann doch. Wir haben uns allerdings auch nur kurz aufgehalten, kaum eine Stunde. Ich wollte mich bei diesem Besuch vor allem über die allgemeine Situation der Fundstelle informieren und in der Tat ist alles unverändert. Unsere Funde zeige ich hier en total und in einigen Detailbildern. Aconeceraten gibt es nur ganz kleine oder zerbrochene, da nehmen wir gar keine mit.

Aber es sind tatsächlich einige „kleine“ Besonderheiten dabei wie z.B. die Belemniten-Phragmokone der Art Conoteuthis cf. dupiniana ORBIGNY, 1839. Die kleinen (nur selten größer als etwa 1,5 Zentimeter) tütenförmigen leicht gebogenen verkiesten Fossilien gehören in die Unterordnung Diplobelina und sind ausschließlich durch Phragmokon-Funde belegt – Rostren sind nicht bekannt.

Optisch schön sind die kleinen Ammoniten mit aufsitzenden Schwefelkies-Kristallen, die man immer wieder findet, mit Kristallgrößen bis zu etwa einem halben Zentimeter, eine Spezialität der Gegend. Auf vielen Fossilien sitzen auch winzige kleine Kristalle, eine Art „Kristall-Rasen“.

Ein gutes Stück, um das es schade ist, zerplatzte mir bei der Ulraschall-Reinigung – drei zusammen hängende Wirbel (siehe Abbildung 8).

Fährt man von Simiane-la-Rotonde auf der D18 bergauf nach Osten, durch einige Serpentinen, dann erreicht man die rechts liegenden Aufschlüsse nach etwa 2,5 Kilometern, gerechnet von der Kreuzung der D18 mit der D51. Am fossilreichsten sind die Hänge ganz im Nordosten, in der Nähe des kleinen Teichs.

Literatur-Hinweise  

FISCHER, J.-C. (Hrsg.) (1994): Révision Critique de la Paléontologie Francaise, Céphalopodes crétacés . – Vol. IV,
     12 + 296 S., 73 Abb., 65 Tafeln, sowie der komplette Nachdruck der Paléontologie Française,

     Céphalopodes crétacés. – Backhuys, Leiden.
KILIAN, W. (1887): Système Crétacé. - Annuaire géologique universel , t. III; S. 299-356. – Paris.
KILIAN, W. (1907-1913): Unterkreide (Palaeocretacicum). - In: FRECH, F.: Lethaea geognostica. II. Das Mesozoicum.
     3. Bd. Kreide 1. Abt. - 398 S. (1-168, 1907; 169-287, 1910; 289-398, 1913). – Stuttgart.
MOOSLEITNER, G. (2002): Fossilien sammeln in Südfrankreich. Fundstellen in den Causses und der Provence. –
     208 S., viele Abbildungen, 104 Taf. – Goldschneck-Verlag, Korb.
MOOSLEITNER, G. (2015 a): Schlacken statt Pyrit-Fossilien: Eine Entdeckung bei den Aptmergeln von Carniol. – Online-
     Magazin Leitfossil.de; Fundstellen; 8.9.2015; 6 S., 14 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2015.
MOOSLEITNER, G. (2015 b): Gargasien-Fossilien aus der Gegend um Carniol. - Online-Magazin Leitfossil.de;
     Fundstellen; 4.9.2015; 20 S., 35 Abb. – Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2015.
MOULLADE, M., B. GRANIER & G. TRONCHETTI (2011): The Aptian stage: back to fundamentals. - Episodes, Bangalore,
     vol. 34/3, S. 148-156, 10 Abb., 2 Tab.
ORBIGNY, A. d' ( 1840-1842, Supplement 1847): Paléontologie française. Vol. I, Terrains cré tacé s [= Céphalopodes
      crétacés]. - 662 + 27 S., 148 + 9 Taf. – Paris.
RICHTER, A. E. (1990): Gargas – Stratotypus des Gargasien. In: Klassische Fundstellen der Paläontologie, Band 2;
     Hrsg. W. K. Weidert. S. 154-162, 16 Abb. – Goldschneck-Verlag, Korb. - Mit ausführlicher Fossilliste und weiteren
     Literatur-Zitaten.
RICHTER, G. (2012): Ein Urlaubs-Seitensprung ins Gargasien der Provence. – Online-Magazin Leitfossil.de; Fundstellen;
    1.9.2012; 13 S., 14 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2012.

Abbildungen 1 und 2 (oben):  Die Wiese zwischen der D18 und den fossilführenden Hängen ist übersät mit Orchideen, Knabenkräuter, die wohl nur zu einer Art gehören. Eingeblendet eine größere Aufnahme von Blütenständen.

Abbildung 3 (oben):  Die Hänge im Nordosten im Bereich des kleinen Teichs, der auf dem Bild nicht sichtbar ist. Blick von der Straße aus. Die Distanz zu den Hängen beträgt etwa 150 Meter..

Abbildung 4 (oben):  Fährt man auf der D18 weiter, eine kurze Strecke bis hinauf auf die Passhöhe, dann sieht man unten im Tal gegenüber einen Bauernhof mit Tonmergel-Hängen dahinter. Ob es wohl die richtigen Schichten sind? Hm? Mal hinfahren! Ich war zu faul.

Abbildung 5 (oben):  Die Ausbeute, na ja, viel war es nicht. Hier sieht man die korrodierten Dufrenoyien und die Belemniten-Rostren. Größte Dufrenoyia 3,6 Zentimeter.

Abbildung 6 (oben):  Meine jetzt gefundenen angewitterten und korrodierten Exemplare der Art Dufrenoyia dufrenoyi (ORBIGNY, 1841). Größtes Exemplar 3,6 Zentimeter.

Abbildung 7 (oben):  Bildschön die honiggelben Belemniten-Rostren der Art Neohibolites aptiensis STOLLEY, 1913 (Douvillé stellte die Art 1916 in die Gattung Pseudobelus). Sie sind am proximalen Ende oft "abgeschuppt". Längstes Rostrum 3 Zentimeter.

Abbildung 8 (oben):  Und hier die „Besonderheiten“ unserer kleinen Ausbeute: Conoteuthis-Phragmokone (das größte misst 2,2 Zentimeter, was ungewöhnlich ist), oben in der Mitte die leider explodierten Wirbel mit einem aufsitzenden Schwefelkies-Kristall, diverse Bruchstücke heteromorpher Ammoniten, eine Dufrenoyia mit Schwefelkies-Kristallen, ein Colombiceras crassicostatum (ORBIGNY, 1841) (links oben), ein hässliches kleines Cheloniceras, eine Schnecke und ein paar weitere Kleinigkeiten.

Abbildungen 9 und 10 (oben):  Dufrenoyia dufrenoyi (ORBIGNY, 1841), mit einem Schwefelkies-Harnisch im Nabelbereich und aufsitzenden Schwefelkies-Kristallen. Gehäuse-Durchmesser 2,5 Zentimeter.

Abbildungen 11 und 12 (oben):  Colombiceras crassicostatum (ORBIGNY, 1841), ziemlich schlecht erhalten und sichtbar Zerfall-gefährdet. Zwei Ansichten. Durchmesser 2,3 Zentimeter.

Abbildung 13 (oben):  Bruchstücke heteromorpher Ammoniten, wie man sie häufig findet. Vermutlich gehören diese Fragmente zu einer einzigen Art. Das unten liegende Fragment misst 2,2 Zentimeter. Die Bestimmung ist mir nicht möglich. Die Gehäuse tragen Einfachrippen ohne laterale und dorsale Beknotung; nur auf den in Venter-Mitte mit einer undeutlichen Furche unterbrochenen Rippen sitzen verschwommene kleine Knoten nahe der Median-Linie (siehe Abbildung 18).

Abbildungen 14 und 15 (oben):  Zwei Fragmente, das obere ("c" auf Abbildung 13) 2,2 Zentimeter lang, das untere ("b" auf Abbildung 13) 2 Zentimeter.

Abbildungen 16 und 17 (oben):  Zwei weitere Bilder mit dem Exemplar "b" von Abbildung 13. Der Windungs-Querschnitt misst 4,3 x 4,5 Millimeter.

Abbildung 18 (oben):  Fragment "a" von Abbildung 13. Man erkennt in dieser leicht gekippten Ansicht die Knotenpaare an der Medianfurche des Venters. Länge 1,2 Zentimeter.

Abbildung 19 (oben):  Tafel 118 aus d'Orbingys "Céphalopodes crétacées" (1840-1842): "Toxoceras annularis" ORBIGNY, 1842 und "Toxoceras royerianus" ORBIGNY, 1842, aus der Unterkreide, genauer aus dem Aptien. Beide passen nicht zu den hier gezeigten Heteromorphen von Carniol.

Abbildung 20 und 21 (oben):  Belemniten-Phragmokone der Art Conoteuthis cf. dupiniana ORBIGNY, 1839, angehörig der nur durch wenige Gattungen belegten Unterordnung Diplobelina. Die Gattung Conoteuthis ist nur durch Phragmokon-Funde belegt. Größeres Exemplar 1,1 Zentimeter. Auf dem unteren Bild eine starke Vergrößerung dieses Phragmokons..

Abbildung 22 (oben):  Karte der Gegend mit der Lage des Fundgebietes im Bezug auf Simiane-la-Rotonde und Carniol. Auf der Basis einer OpenStreetMap.

Sammlung A.E.R., Fotos Gabo und A.E.R.



Hurghada-Fossilien: Säubern, Säuern und Schönen

  Von Andreas E. Richter, Augsburg  (1. November 2018)

Beim Stöbern im Garagen-Lager entdeckten wir einen ziemlich umfangreichen Posten mit vor vielen Jahren erhaltenen Fossilien aus den Baustellen bei Hurghada. Ein Bekannter hatte damals einen Kontrakt mit einer einheimischen ägyptischen Familie abgeschlossen. Diese sammelte für ihn Fossilien, er kaufte sie bei drei- oder viermaligen Ägypten-Besuchen andersgeschäftlicher Art pro Jahr ab. Die Leute hatten die Auflage, nur intakte Stücke zu liefern, und da die Bezahlung fair war, erhielt mein Bekannter nur gute Ware. Ich erwarb damals eine größere Menge von ausschließlich Schnecken, wobei die sehr seltenen Arten entnommen worden waren und nur noch durch beim Sortieren übersehene Stücke vertreten sind. Großen Wert legte unser Bekannter darauf, dass die Farbmuster erhalten waren.

Die Fossilien aus dem Quartär der Rotmeer-Küste sind berühmt für ihre Formenvielfalt, ihre Häufigkeit und auch ihre Schönheit. Die Formenvielfalt – es gibt unglaublich viele Arten – ist geblieben, die Schönheit auch (vermutlich sehen viele der quartären Gehäuse besser aus als die rezenten am Strand liegenden Kollegen…), die Häufigkeit vermutlich ebenfalls. Allerdings ist die Erlangung von Material eher schwierig geworden. Während man früher einfach einen Urlaub dort an der Küste buchte, dann munter Fossilien sammelte und diese beim Rückflug ganz einfach mitnahm, ist das heute praktisch nicht mehr möglich. Die Zollbeamten an den Flughäfen machen Ernst mit Kontrollen und Beschlagnahmen. Mittlerweile ist es also so, dass aus „Hurghada“ keine Fossilien mehr importiert werden – die Ausfuhr aus Ägypten ist verboten und auch der deutsche Zoll macht bei der Einfuhr mitunter Schwierigkeiten.

Immerhin, die Schönheit der Fossilien ist also geblieben. Natürlich sehen nicht alle Fundstücke schön aus im „Fundzustand“. Wie man ursprünglich vielleicht nicht so wunderschöne Fundstücke zu attraktiven Sammlungsstücken machen kann, will ich Ihnen jetzt erzählen. Es eine brutale Methode, die ich da anwende, aber sie spart enorm Zeit und sie erbringt meist gute Ergebnisse. Und wollen wir doch ehrlich sein: Bei diesen Massenfossilien – nicht abwertend gemeint! – geht es doch vor allem ums Aussehen und um den Beleg der Artenvielfalt. Ob nun die Oberflächen-Struktur noch erhalten ist wie vor der Behandlung, interessiert eigentlich nicht - wer von uns wird hoch aufgelöste Raster-Fotos davon machen wollen? Hauptsache ist, dass die Form sauber erhalten bleibt und die Farben gut zum Vorschein kommen und das erreichen wir mit meiner allerdings etwas rauen Methode.

„Rohmaterial“? Man bekommt immer noch auf manchen Börsen oder auch bei speziellen Nachfragen an die Anbieter „fertiger“ Fossilien unpräparierte Hurghada-Fossilien. Manchmal kann es auch vorteilhaft sein, solche als „fertig“ gekaufte oder getauschte Fossilien zu überarbeiten.

Nun, über eine erste Waschung und Bearbeitung mit normalen Borstenbürsten müssen wir nicht weiters sprechen. Das kann jeder und das geht auch ganz flott. Anregung dazu: Erst einmal einige Zeit einweichen, das löst schon ein wenig die Gesteins-Verbackungen. Hilfreich kann auch eine Ultraschall-Behandlung sein, das nimmt sehr viel Sand und Schmutz.

Die danach noch festeren aufsitzenden Gesteins-Partien entfernen wir nun mit einem Stichel, einem Schaber, einer groben Nadel oder mit was auch immer. Ich mache das gerne unter fließendem Wasser oder in einer großen wassergefüllten Schüssel.

Sind wir dann erst einmal zufrieden mit der mechanischen Vorbereitung, dann nehmen wir Salzsäure zur Hand, Rohsäure (33prozentig) oder eine zehnprozentige Verdünnung (beim Verdünnen immer die Säure ins Wasser schütten, nie umgekehrt! Schutzbrille und Gummi-Handschuhe tragen!) Mit einem Pinsel bringen wir die Säure auf das Fossil auf und spülen sofort ab, machen das also am besten im Waschbecken, und schauen uns das Ergebnis an, machen das vielleicht ein zweites Mal und bürsten dann mit einer Zahnbürste unter dem Wasserstrahl kräftig ab.

Vielleicht müssen wir noch einmal sticheln, noch einmal säuern, noch einmal und noch einmal…

Dann greifen wir zu einem Mittel, das recht gerne von den Sammlern rezenter Mollusken verwendet wird: Paraffinöl. Es ist in jeder Apotheke auch in kleinen Mengen erhältlich. Im Internet kostet ein Liter „Paraffinöl reinst“ um 13 Euro bei kostenfreiem Versand (eBay), das würde etwa für zehntausend kleinere Fossilien reichen.

Wenn die Fossilien vollkommen trocken sind, geht es also weiter. Wir benetzen einen weichen Lappen mit dem Paraffinöl und reiben die Stücke ein und polieren nach einiger Zeit mit einem trockenen Tuch nach. Die Oberfläche erhält einen freundlichen matten Glanz unter Hervorhebung der Farben. Glatte Flächen wie bei den Cypraeen nehmen das Öl besser an als raue unebene Oberflächen, aber auch bei solchen Stücken wird das Aussehen deutlich verbessert.

Abbildungen 1 bis 3 (oben):  Erst werden alle Schnecken gewaschen und dann sortiert. Danach werden sie soweit ohne großen Aufwand möglich "entsandet" - Mündung freisticheln und das Sediment aufsammeln für künftige Mikrofossil-Auswertungen.

Abbildungen 4 bis 7 (oben):  Dann werden sie in Kunststoff-Schüsseln oder Sieben getrocknet.

Abbildungen 8 bis 10 (oben):  Schnecken mit einem Kalkalgen-Panzer werden mit einem Stichel frei gelegt. Der Kalk lässt sich meist ganz elegant absprengen. Am besten unter Wasser oder jedenfalls in angefeuchteten Zustand arbeiten.

Abbildungen 11 bis 13 (oben):  Hier das Zwischenprodukt. Wie man auf den Fotos sehen kann, sollte man bei diesem Gehäuse die Abstichelung noch nachbessern... Und dann säuern und mit Paraffinöl einreiben. Die Schnecke gehört zur Art Drupa lischkei (HIDALGO, 1904). Gehäusehöhe 2,2 Zentimeter.

Abbildungen 14 bis 16 (oben):  Hier wird eine Kaurischnecke (Cypreidae) bearbeitet: Waschen und Sticheln, Säuern und gründlich abbürsten.

Abbildungen 17 bis 20 (oben):  Vier der bereitgelegten Beispiel-Fossilien, die gesäuert und gebürstet worden waren. Nach der gründlichen Trocknung greifen wir zum Paraffinöl und einem weichen Lappen und reiben die Fossilien ein. Die Schnecke unten rechts ist noch nicht trocken gerieben; nach Abtrocknung und Abrieb mit einem Lappen wird der Glanz matt und freundlich sein.

Abbildungen 21 bis 23 (oben):  Kaurischnecken wie gefunden, vor der Bearbeitung.

Abbildungen 24 bis 26 (oben):  Und so sieht dann ein gesäuertes, gebürstetes, paraffiniertes und abgeriebenes Gehäuse aus.

Abbildungen 27 und 28 (oben):  Eine Schnecke der Trochidae [Clanculus pharaonius (LINNÉ, 1758)], vor und nach der Bearbeitung.

Abbildungen 29 bis 32 (oben):  Und wieder unsere vier Arbeitsschritte: Säuern, Bürsten, mit Paraffinöl einreiben und abtrocknen.

Abbildung 33 (oben):  Der fertige Clanculus. Dieses Bild zeigt den Endzustand.

Abbildungen 34 und 35 (oben):  So sah die Schnecke vor der Säuberung aus.

Abbildungen 36 und 37 (oben):  Hier wird sie gesäuert und gebürstet...

Abbildungen 38 bis 40 (oben): ...und jetzt ist sie fertig: Turbo (Marmarostoma) argyrostomus (LINNÉ, 1758). Das Gehäuse in drei Ansichten.

Abbildungen 41 (oben):  Ein Trochus-Gehäuse, wie gesammelt bzw. schon einmal abgeduscht.

Abbildungen 42 bis 44 (oben):  Hier das Säuern und Bürsten.

Abbildungen 45 und 46 (oben):  Und hier ist das Gehäuse fertig: Trochus maculatus LINNÉ, 1758.

Sammlung und Fotos A.E.R.



Sammlungs-Unterbringung no. 33: Kleinfossilien auf Pappscheiben

Von Andreas E. Richter, Augsburg  (19. Januar 2016)

Ich stelle eine weitere platzsparende Unterbringung für Kleinfossilien vor. Man hat ja mit den kleinen Stücken immer das Problem, dass sie für eine Schubladen-Unterbringung zu flach sind - mit anderen Worten, sie füllen die Bodenfläche, aber in der Vertikalen ist meist zu viel Platz. Nun, wenn man Objekte hat wie z.B. Ammoniten – ich zeige als Beispiel einige Mistelgau-Ammoniten -, die nicht zu groß sind und nicht zu dick und nicht zu schwer, dann kann ich Ihnen eine ganz ausgezeichnete, billige und platzsparende Unterbringungs-Methode zeigen.

Vor langer Zeit – es mag wohl 45 Jahre her sein - diskutierten mein Freund Sepp Herre und ich darüber, wie man Fossilien sauber und ordentlich (die Vorgaben von Sepp) und gleichzeitig billig und platzsparend (meine Wünsche) aufbewahren kann. Wir hatten uns beide Sammlungsschränke machen lassen mit ganz flachen Schüben, passend für die niedrigsten Polystrol-Schachteln und für die kleinen durchsichtigen Stülpdeckel-Schachteln. Das war dann eine lichte Höhe von genau 2,3 Zentimeter.

Abbildung 1 (oben):  Sepp Herre vor seinem Schrank mit unzähligen niedrigen Schüben zur Unterbringung seiner Kleinfossilen, ganz speziell auch seiner Papptäfelchen.

Wir überlegten uns, dass wir anstelle der Schächtelchen auch Papptafeln nehmen könnten, auf welche die Fossilien aufgekittet oder aufgeklebt werden, absolut verwechslungssicher. Sogar bei versehentlicher Verkippung der ganzen Schublade kann dann nichts passieren. Die Rückseite wird beschriftet und damit haben wir ein optimales Unterbringungs-System! Und man kann die Objekte, wenn es mehrere sind, wunschgemäß anordnen von klein bis groß, hässlich bis schön, man kann Variations-Reihen anlegen, kurz – man kann variabel gestalten!

Na ja, schon damals wählten wir intuitiv oder aus Versehen, wie auch immer, eine Kartongröße von 5 x 5 Zentimeter. Wir kauften große Tafeln Bristol-Karton mit einer Dicke von 0,7 Millimeter. Ich weiß nicht, welchem Quadratmeter-Gewicht das entspricht; wir kauften halt, was es gab. Aber unsere 5 x 5 Zentimeter große Täfelchen sind ganz schön stabil.

Abbildung 2 (oben):  Ungestempelte, gestempelte und ein beschriftetes Papptäfelchen aus Bristol-Karton, schön stabil – die halten was aus (wenn sie müssen, wenn also schwerere Fossilien aufgebracht werden).

Man bekommt heute Bristolkarton mit Quadratmeter-Gewichten von 308, 615, 924 Gramm/Quadratmeter (der schwerste ist dann schon fast wie Sperrholz…). Zehnerpacks im Format 50 x 65 Zentimeter kosten etwa 10, 23 und 35 Euro. Und aus 10 solchen Bögen kann man Hunderte von Täfelchen schneiden bzw. schneiden lassen, bei einer Druckerei zum Beispiel. Macht man das selber (wie wir damals), dann trägt man die Maße auf, legt ein Lineal oder eine Reißschiene an und schneidet mit einem Cutter munter drauflos, erst fünf Zentimeter breite Streifen, dann quer im Fünf-Zentimeter-Abstand.

Für die Rückseiten-Beschriftung ließen wir uns einen Stempel machen – ordentlich halt, wie wir waren… Darauf stand: „Bez.“ für den Fossilnamen, „Formation“ für die Schicht und schließlich „Fundort“. Der Stempel war so geschnitten, dass er problemlos auf die Karton-Täfelchen passte, auch ein wenig Spiel hatte, wenn man mal schief drauf kam.

Die Beschriftung wurde natürlich vor dem Aufkleben der Fossilien erledigt – da war das Schreiben einfacher als mit Fossil auf der Vorderseite.

Die Fossilien befestigten wir mit dauerelastischem Kitt oder (meist) mit Klebstoff – Uhu nicht so gerne, machmal mit Zwei-Komponenten-Kleber oder auch mit Knochenleim. [Siehe hierzu:Andreas E. Richter (2014): ( Schon fast) Antike Klebefixierung von Kleinfossilien. Gleichzeitig eine kurze Anleitung zum Arbeiten mit Knochenleim. – Online-Magazin Leitfossil,de; Praktisches; 10.11.2014; 14 S., 32 Abb. – Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2014.]

So, nach der Aushärtung des Klebstoffes legten wir unsere fossilgespickten Papptäfelchen dann in die Schübe und freuten uns an Ordnung und Übersichtlichkeit! Man konnte beliebig sortieren, nach Schicht oder Fossilgruppe, groß oder klein, nach Fundorten usw. Um die Sache verrutschungssicher zu machen, klebten wir auf den Boden der Schübe schmale Holzleistchen, mit einem lichten Abstand von 5,1 Zentimeter – jetzt konnten die Täfelchen seitlich nicht mehr weg rutschen.

Abbildungen 3 bis 5 (oben):  Einer meiner Schübe mit schmalen Trennleisten und einigen eingelegten Papptafeln mit Fossilien aus Mistelgau. Eingeblendet eine zweite Ansicht und eine einzelne Tafel mit Plicatula spinosa (SOWERBY, 1819).

Abbildungen 6 bis 11 (oben):  Täfelchen mit verschiedenen Mistelgau-Fossilien. Man kann frei gewählte Zusammenstellungen präsentieren, z.B. mehrere Exemplare einer Art zusammen darstellen oder Exemplare verschiedener Arten wie auf Tafel 8. Zusehen sind: 6) Einzelkorallen (Thecocyathus); 7) Palaeonucula sp., Steinkern- und Schalen-Erhaltung; 8) 5 verschiedene Muschel-Arten; 9) "Astarte" striatosuolcata; 10) Plicatula spinosa;
11) Phylloceras supraliasicum.

Abbildung 12 (oben):  Mistelgau-Ammoniten, fein säuberlich aufgeklebt und durch die Unterbringung auch optimal sortierbar. Und die Fossilien sind immer verbunden mit der Beschriftung – Durcheinanderbringen ist ausgeschlossen.

Man kann die Papptafeln natürlich auch in ganz einfache flache beliebig große Deckelschachteln einlegen, die dann auf der Schmalseite beschriftet werden. Sie können problemlos übereinander gestapelt werden, geordnet nach Fundorten, Schichten oder Tiergruppen..

Der ganz große Vorteil dieser Unterbringung war natürlich die Übersichtlickeit: Schub aufgezogen oder Schachtel geöffnet und schon lagen die Fossilien eines Fundortes, z.B. die Mistelgau-Ammoniten oder die kleineren Fossilien aus dem Pliozän der Toskana, nach Fundorten sortiert, gut überschaubar vor uns.

Bei mir kam dann irgendwann der Moment, wo die Schubladen-Fläche des Sammlungs-Schrankes nicht mehr ausreichte. Ich sammelte ja schon immer lieber die Kleinen – sie sind meist besser erhalten, einfacher zu gewinnen. Aber letztendlich brauchen sie auch Platz, weil es halt so viele sind.

Da kam uns die Idee, die Fossilien senkrecht in Diakästen aufzubewahren. Zwar geht dabei die Übersichtlichkeit verloren, aber bei einer ordentlichen außenseitigen Beschriftung der Schübe kann man das verschmerzen. Und der ganz große Vorteil: Man kann auf kleinem Raum eine Unmenge von Fossilien stauen! Zwar muss man die Papptäfelchen weiter auseinander stecken als Dias, weil die Fossilien ja dicker sind, sogar wenn sie dünn sind. Trotzdem aber bringt man in den Kästen eine große Zahl an Fossil-Täfelchen unter! Projektor-Magazine sind normalerweise nicht geeignet, weil die einzelnen Diafächer durch hochaufragende schräge Zwischenwände getrennt sind, was die Einführung der Dias bei der Projektion erleichtern soll. Dies aber schließt die Magazine als Unterbringungs-Möglichkeit aus – alles, was auch nur wenig dicker ist als ein Dia, kann nicht mehr in die Fächer eingesteckt werden.

Abbildungen 13 (oben):  In diesen Diamagazin-Kästen von „Revue“ (eine von Quelle vertriebene Produktpalette), Typ „Revue Diabox 360, bewahrte ich meine Täfelchen zeitweise auf. Das war durchaus in Ordnung, nur war die Sache bei größerem Bestand etwas problematisch, wenn man irgend ein bestimmtes Stück suchte. Da sind dann natürlich die flachen Schübe sehr viel bequemer. Die Fotoqualität bitte ich zu entschuldigen - das Original ist ein Uralt-Dia.

Abbildungen 14 bis 16 (oben):  Hölzerne Diakästen, ebenfalls gut geeignet für die Unterbringung der Papptäfelchen. Fotos aus dem Internet.

Die Dia-Kästen gibt es immer noch, natürlich auch bei eBay, und sie sind preislich angenehm [zwischen einem (Startpreis) und 20 Euro]. Es handelt sich meist um Deckel-Schatullen aus Holz. Gut geeignet waren auch die Kunststoff-Kästen der „Revue Diabox 360“.

Überprüfen Sie, ob dieses System nicht hilfreich für Sie sein könnte!

Sammlung und Fotos A.E.R., wenn nicht anders angegeben.



Ein problematischer Macraster aus der Unterkreide von Texas

  Von Andreas E. Richter, Augsburg  (4. März 2018)

Ich möchte Ihnen hier wieder einmal zeigen, dass die Beschäftigung mit unseren Fossilien nicht nur im Bereich der „Hardware“ interessant ist, sondern auch sehr vielseitig, anregend und unterhaltsam sein kann, wenn man sich etwas intensiver mit den Informationen vom Namen und Autor bis Schicht und Fundort auseinander setzt. Im konkreten Falle fing es damit an, dass ich einen Seeigel aus der Kreide von Texas bestimmen wollte. Ich suchte also nach einem Namen.

Als „Papiermensch“ griff ich zuerst doch zu einem Buch, dem „Field Guide to Fossils of Texas“ von Charles Finsley (nochmals Dank an Carlos Bazan, der mir das Buch 1991 schenkte), dessen Inhalt ja eigentlich passen sollte. Als ich die darin vorgestellten Seeigel durch schaute, fand ich in der Tat eine in Abbildung und Beschreibung gut zu meinem Exemplar passende Art, nämlich „Macraster texanus ROEMER“. Gleich daneben wurde die Art „Macraster elegans (SHUMARD)“ behandelt. Nanu? Sieht doch eigentlich vielleicht angenähert fast ganz genau so aus? Mal abgesehen von unauffälliger Proportions-Abweichung.

Wie das? Neugierig geworden, nahm ich mir jetzt doch den PC zu Hilfe und tickerte „Macraster texanus Macraster elegans“ ein. Und da kamen recht interessante und vielfältige Zitate, deren Auswertung ich Ihnen hier nieder geschrieben habe. Ich lernte, dass das erste Exemplar der Art von einem Benjamin Franklin Shumard bei einer Expedition gefunden, wurde, dass der berühmte Ferdinand von Roemer seinen (von ihm unerkannt) zur gleichen Art gehörenden Seeigel neu benannte, sein Artname also ein Synonym ist, und dass später die Shumard'sche Art in die Roemer'sche Gattung versetzt wurde.

Folgen Sie mir auf dem Weg zum richtigen Namen!

Abbildung 1 (oben):  Mein Seeigel der Art Macraster elegans (SHUMARD, 1853); Unterkreide; Alb (Washita; Duck Creek Formation). Grayson County, Texas/USA. Die Art tritt in der Washita Group auf, in den Schichen der Druck Creek und Fort Worth Formation. Maximal 7,3 Zentimeter. Als Maßstab dient eine silberne Ein-Dollar-Münze von 1865; Durchmesser 4,5 Zentimeter.

Abbildung 2 (oben):  Der Seeigel in vier Ansichten (oral, posterior, lateral und aboral).

Die von Roemer 1888 errichtete Gattung Macraster ist vor allem aus der Unterkreide (Alb) und der untersten Oberkreide (Untercenoman) von Texas und Mexiko bekannt. Von hier wurden viele Macraster -Formen bekannt. Aber auch aus Apt, Alb und Cenoman Spaniens und Frankreichs sind Macraster -Arten bekannt, z.B. M. polygonatus (AGASSIZ & DESOR, 1847) aus dem Apt von Frankreich und Macraster polygonus (AGASSIZ & DESOR, 1847) (Oberkreide; Cenoman) und Macraster roberti LAMBERT, 1907 (Oberalb; Provinz Alicante) aus Spanien. Die Gattung tritt aber auch in Südamerika auf, z.B. in Peru, und auch in Nord-Afrika.

Aus der amerikanischen Unterkreide wurde eine ganze Reihe von Macraster-Formen beschrieben, z.B. Macraster elegans (SHUMARD, 1853), Macraster pseudoelegans ADKINS, 1930, Macraster nodopyga LAMBERT, 1920, Macraster obesus ADKINS, 1930, Macraster subobesus (ADKINS, 1920), M. wenoensis (ADKINS, 1920) und Macraster denisonensis (SMISER, 1936). Einige der Macraster-Arten gelten als Leitformen der nordamerikanischen oberen Unter- und untersten Oberkreide.

Ich zeige hier stellvertretend für die Gattung ein Exemplar der Art Macraster elegans (SHUMARD, 1853) und berichte über die Geschichte dieser Art.

Abbildung 3 (oben):  Benjamin Franklin Shumard (1820-1869).

Die Art wurde als Hemiaster elegans im Jahre 1853 vom damaligen Staats-Geologen von Texas errichtet, Benjamin Franklin Shumard (1820-1869). Dieser begleitete Captain Randolph Barnes Marcy (1812-1887), später Brigadegeneral, im Jahr 1852 auf einer Expedition zum Quellgebiet des Red River in Nordwest-Texas und sammelte unterwegs Fossilien. Bei der Bearbeitung dieser Funde benannte er auch einen relativ großen irregulären Seeigel und publizierte ihn zusammen mit weiteren Arten 1853 (1854) in einem Anhang („Appendix E: Paleontology“) zum Exkursionsbericht des Captain Marcy.

Abbildung 4 (oben):  Shumards Darstellung seines Hemiaster elegans (aus Tafel 2).

Abbildung 5 (oben):  Shumards Text zu Hemiaster elegans (S. 184).

Abbildung 6 (oben):  Der Leiter der Red-River-Expedition, Randolph Barnes Marcy (1812-1887).

Abbildung 7 (oben):  Carl Ferdinand von Roemer (1818-1891).

Wir kommen zu Carl Ferdinand von Roemer (1818-1891), dem „Vater der texanischen Geologie“. Der Geologe, Paläontologe und Mineraloge untersuchte zwischen 1845 und 1847 die Geologie von Texas und schuf eine großartige geologische Karte des Staates, führte aber auch zoologische und botanische Studien durch. Ab 1855 lehrte er an der Universität von Breslau.

In den mittleren 1880er Jahren erhielt Ferdinand Roemer eine umfangreiche Kollektion mit Kreidefossilien aus der Umgebung von Austin/Texas. Der Donator war Georg Stolley (etwa 1817-1911), in Deutschland geboren, naturkundlich sehr interessiert, zeitweise Assistent von Louis Agassiz und später Leiter der German English Academy in Austin. Stolley war sehr großzügig und überließ seine Fossilien Museen und Wissenschaftlern in den Vereinigten Staaten und Europa („In 1883 he sent the United States National Museum fifty-nine boxes of fossils and a collection of bats and reptiles from Texas. He also sent collections to European museums.“).

Abbildung 8 (oben):  Auszüge aus von Roemers Text im „Jahrbuch“ (1888), zusammengesetzt aus den S. 191 und 195.

Bei der Bearbeitung der von Stolley erhaltenen Fossilien fand von Roemer auch einen seiner Meinung nach bisher nicht beschriebenen irregulären Seeigel. Im Jahre 1888 stellte Ferdinand von Roemer in einer kleinen Arbeit eine neue Gattung auf, die er Macraster benannte. Die einzige von ihm darin untergebrachte Art war Macraster texanus, das so benannte Stolley'sche Exemplar.

Abbildungen 9 und 10 (oben):  Aus von Roemers Artikel: Tafel 6 mit der Abbildung seines Macraster texanus und der Legenden-Text.

Der Name stellte sich aber als Synonym von Hemiaster elegans heraus. Clark transferierte die Art in seiner Arbeit über die mesozoischen Echinodermaten der Vereinigten Staaten (1893) in die Gattung Epiaster. Später wurde sie wieder zu Macraster gestellt. Heute also heißt die Art Macraster elegans (SHUMARD, 1853). Wir wollen mal aufpassen, für wie lang...

Abbildungen 11 und 12 (oben):  „Epiaster“ elegans (SHUMARD, 1853), aus Clark 1893; Tafel 41 und 42.

Abbildung 13 (oben):  Auszug aus Clarkes Text über „Epiaster elegans“.

Abbildung 14 (oben):  Willam Bullock Clark (1860-1917).

Noch drei Worte zu Willam Bullock Clark (1860-1917). Er war ein bekannter Geologe und Paläontologe, dessen Haupt-Arbeitsgebiet die Stachelhäuter waren. Er lehrte an der Johns Hopkins University in Baltimore/Maryland.

Literatur-Hinweise

CLARK, W. B. (1893): The mesozoic Echinodermata of the United States. – United States Geological Survey, 97,
     207 S., 50 Taf. - Washington.
FINSLEY, Ch. (1989): A Field Guide to Fossils of Texas. – 189 S., 40 Text-Illustr., 478 SW- und 49 Farb-Abb. (auf Tafeln). –
     Texas Monthly Press, Austin. '
RICHTER, A. E. (2010): Macraster, eine Seeigelgattung der Toxasteridae. - Online-Magazin Leitfossil.de; Lehrreiches;
     17.2.2010; 4 S., 5 Abb. – Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2010.
ROEMER, F. (1888): Macraster , eine neue Spatangoiden-Gattung aus der Kreide von Texas. - Neues Jahrbuch 1888/1,
     S. 191-195, Tafel 6.
SHUMARD, B. F. (1853): Paleontology: Description ot the species of carboniferous and cretaceous fossils collected.
     Appendix E in „Exploration of the Red River of Louisana in the Year 1852“, by Randolph B. Marcy, Captain fifth Infantry
     U.S. Army. - With Reports of the Natural History of the Country, and numerous Illustrations. S. 173-185, 6 Taf. -
     Washington 1853/1854.

Sammlung und Fotos A.E.R.


Grammoceras doerntense (DENCKMANN, 1887) aus dem Nordharz

  Von Andreas E. Richter, Augsburg  (4. Februar 2018)

Vor einigen Jahren bekam ich von Helmut Keupp – herzlichen Dank nochmals! - einen Ammoniten, den er von Gundolf Ernst erhielt (zu Gundolf Ernst siehe Richter 2015: ein Kreide- und Seeigel-Spezialist). Es wäre möglich, dass der Ammonit aus der Sammlung des Vaters von Gundolf Ernst stammt, Wilhelm Ernst, der auch die Dörnten-Ammoniten bearbeitete im Rahmen seiner 1923 erschienenen Doktorarbeit.

Abbildungen 1 und 2 (oben):  Der Ammonit von Gundolf Ernst, erhalten von Helmut Keupp – danke! Es ist ein wegen der groben Berippung etwas untypisches Exemplar der Art Grammoceras doerntense (DENCKMANN, 1887). Durchmesser des Ammoniten 9,5 Zentimeter. Die reichliche Hälfte des letzten Umganges gehört zur Wohnkammer; Lobendrängung ist nicht vorhanden.

Abbildung 3 (oben):  Die Beschriftung auf dem Ammoniten und das Ernst'sche Etikett; nach der Schrift wäre es auch möglich, dass der Ammonit noch aus der Sammlung von Wilhelm Ernst stammt.

Es ist ein Ammonit, der für heutige Verhältnisse suboptimal präpariert ist, aber allein durch die Herkunft aus der Sammlung von Gundolf Ernst ist es für mich etwas ganz Besonderes; vielleicht stammt das Stück wie gesagt sogar noch aus der Sammlung von Wilhelm Ernst, des Vaters von Gundolf, der mit einer Arbeit über den Lias zeta Nordwest-Deutschlands promoviert worden war.

Ich fand nun beim Arbeiten in der Sammlung noch weitere Exemplare der Art von der Typus-Lokalität Doernten, weshalb ich mich ein wenig mit dieser interessanten Art beschäftigte.

Abbildungen 4 und 5 (oben):  Ein Handstück mit vier Ammoniten der Art Grammoceras doerntense. Das große Exemplar hat einen Durchmesser von 10,7 Zentimeter; knapp die Hälfte des letzten Umganges gehört zur Wohnkammer; keine Lobendrängung. Die kleineren Ammoniten messen 2,5, 3,2 und 4,1 Zentimeter. Das gut erhaltene kleine Exemplar (am rechten Plattenrand; 3,2 Zentimeter Durchmesser) ist ein jugendliches Exemplar mit nahezu komplett erhaltener Wohnkammer. Auf dem unteren Bild das jugendliche Grammoceras in starker Vergrößerung.

Abbildung 6 (oben):  Ein beidseitig freies Gehäuse der Art; das große Bild zeigt die rechte Flanke mit bis zum Phragmokon-Ende erhaltener Schale. Das kleine Foto zeigt den Ammoniten von der linken Seite; ein Vorbesitzer hat die letzten drei Lobenlinien vor der Wohnkammer mit Tusche nachgezeichnet. Durchmesser 7,7 Zentimeter.

Der Ammonit aus der Sammlung Ernst ist ein Grammoceras doerntense (DENCKMANN, 1887). Die Art wurde von Denckmann im Jahre 1887 errichtet im Rahmen seiner Untersuchungen der Geologie und Paläontologie der Dörntener Gegend: Ammonites (Harpoceras) doerntensis. Das Fossil stammt aus der Grube „Georg Friedrich“, später auch Erzbergwerk Dörnten genannt, einem Eisenerz-Abbau in der Nähe von Goslar, zwischen Döhren und Dörnten gelegen. Im Tage- und auch im Tiefbau wurden hier Trümmer- und Geröll-Erze der Unterkreide gewonnen, beginnend 1880 und endend 1968.

Ich zeige Denckmanns Beschreibung des Ammoniten als Faksimile (S. 50/51):

Abbildungen 7 und 8 (oben):  Denckmanns Beschreibung seines Ammonites (Harpoceras) Doerntensis (Seiten 50/51).

Abbildungen 9 und 10 (oben):  Tafel 8 mit dazugehöriger Legende; aus Denckmann 1887. Wir sehen Makro- und Mikrokonche von Grammoceras doerntense ( DENCKMANN , 1887); zwei der Mikrokonche haben angedeutet Apophysen-Ansatz.

Später wurde die Art zu Grammoceras gestellt, was durch die Gehäusemorphologie vorgegeben ist.

J. Gabilly schob die Art dann 1973 in seiner Beschreibung der Phymatoceratinae und Grammoceratinae in die Gattung Pseudogrammoceras . [Pseudogrammoceras doerntense (DENCKMANN) — Gabilly 1973, S. 225; Tafel 32, Fig. 8 bis 10; Tafel 39, Fig. 3 und 4; Tafel 40, Fig. 1 und 2. - Beschreibung: Gehäuse evolut, komprimiert. Windungs-Querschnitt subelliptisch, Flanken schwach konvex.]

Dieser Transfer ist mir unverständlich; die mir erkennbaren Gehäuse-Merkmale rechtfertigen durchaus den Verbleib bei Grammoceras. Schon Denckmann verweist auf die Nähe zu Grammoceras striatulum. Diese neue taxonomische Stellung wurde vor allem von französischen Wissenschaftlern übernommen. Andere wie z.B. J. Guex belassen die Art bei Grammoceras und R. Schlegelmilch (1976) geht sogar so weit, die Gattung Pseudogrammoceras einzuziehen; er behält dies auch in der zweiten Auflage seiner Lias-Ammoniten von 1992 bei.

Ich zitiere Denckmanns Beschreibung der Schichtfolge:

„In der Grube Georg Friedrich (Tagebau) wurden zur Herstellung der Böschung der Grubenwand im Liegenden mehrere Meter in einem mergeligen, wahrscheinlich sehr kalkreichen, hell braunen, milden Schiefer, von nicht allzu grossem Bitumengehalt, abgeteuft. Im Liegendsten fanden sich festere dunkle Schiefer mit plattgedrückten Falciferen, darüber zwei Bänke mit mächtigen Septarien-artigen Geoden. Darauf folgt eine Kalkbank mit Geoden, ganz erfüllt von Amm. Doerntensis n. sp. und Amm. illustris n. sp.

Die erstgenannten septarien-artigen Geoden sind grosse ellipsoidische Blöcke von oft nahezu l“‘ längstem Durchmesser. Sie bestehen aus thonigem, eisenhaltigem Kalke, dessen Eisencarbonat durch Verwitterung der Umrandung eine gelbbraune Farbe gegeben hat. Zahlreiche Sprünge nach dem Centrum zu sind mit Kalkspath ausgefüllt.

Die darauf folgenden Geoden mit Amm. Doerntensis und Amm. illustris bilden eine circa 6 Zoll mächtige Lage, deren ursprüngliche Continuität durch Druck dergestalt beeinflusst zu sein scheint, dass sie in grössere Stücke zerbröckelte, so dass in die dadurch entstandenen Klüfte Schiefer eingepresst und die einzelnen Stücke durch Verwitterung stellenweise zugerundet werden konnten. Der Eisengehalt ist bei ihnen stärker als bei den ersteren. Manche Partien darin sind höchst eigenthümlich umgewandelt und haben ein hornähnliches Aussehen bekommen. In solchen Stücken, bei denen man den Contact zwischen derartigen Massen und unverändertem Geodenmaterial beobachten kann, verliert sich jede Spur von Petrefacten, welche etwa in das umgewandelte Gestein hineinreichen, sobald sie die Contactgrenze überschritten haben. An den meisten Stellen wimmneln die Geoden förmlich von Petrefacten in zum Theil ausgezeichnetem Erhaltungszustande. Sehr häufig beobachtet man eine Querzerklüftung, fast rechtwinklig gegen die ursprüngliche Schichtung.

Darüber folgt eine Geodenbank, etwa 4 Zoll mächtig, in der Amm. striatulus sehr häufig vorkommt, und in der Pelecypoden und Gastropoden nicht weniger selten und in verhältnissmässig grosser Zahl der Gattungen auftreten. Ich nenne diesen Complex, da er in Norddeutschland bis jetzt einzig dasteht, die „Dörntener Schiefer“. Darüber folgen die schwarzen, im verwitterten Zustande grauen Jurensismergel, regionenweis voll Schwefelkies oder anstatt dessen mit Gyps mit Eisenoxyd.

Auch diese Mergel sind sehr reich an Petrefacten, namentlich Amm. Aalensis . Ueber ihnen treten in derselben Grube am Eisenkuhlenberge noch graublaue Thone mit Amm. opalinus und Belemnites breviformis auf. In diesen finden sich viele Thoneisensteine, in denen ich einmal Analcim beobachtet habe, in ähnlicher Weise, wie er in den Thoneisensteinen der Amaltheenthone am Gallberge bei Salzgitter häufig auftritt.“

Literatur-Hinweise

ERNST, W. (1923) : Zur Stratigraphie und Fauna des Lias zeta im nordwestlichen Deutschland. 1. Teil. -
     Palaeontographica, 65 und 66 , S. 1–96, 6 Taf., Schweizerbart, Stuttgart (Druckfassung der Dissertation, Tübingen,
     von 1915).
DENCKMANN, A. (1887) : Über die geognostischen Verhältnisse der Umgebung von Dörnten nördlich Goslar, mit
     besonderer Berücksichtigung der Fauna des oberen Lias. - Abh. geol. Specialkarte v. Preußen u. d. Thüring. Staaten,
     8 , H. 2, 1–108, 10 Taf., Berlin 1887.
GABILLY, J. (1973): Le Toarcien du Poitou. Étude des Hildocerataceae. - Thèse Unviv. Poitiers (Maniskript).
GABILLY, J. (1976): Évolution et systématique des Phymatoceratinae et des Grammoceratinae (Hildocerataceae,
     Ammonitina) de la région de Thouars, stratotype du Toarcien. - Mémoires de la Société Géologique de France,
     Nouvelle Série, 124 ; S. 1-196.
GUEX, J. (1975): Description biostratigraphique du Toarcien supérieure de la bordure sud des Causses (France). -
     Eclogae geol. Hevetiae, 68/1, S. 97-129, 4 Abb., 12 Taf., Tab. - Basel.
LEHMANN, U. (1969): Dimorphismus und Apophysen-Ausbildung bei Grammoceras doerntense (Denckmann)
     (Ammonoidea, Oberes Toarcium). - Paläontologische Zeitschrift, 43, 3-4, S. 169-176.
RICHTER, A. E. (2015): Notiz zu einem berühmten Kreide-Forscher: Gundolf Ernst (1930-2002). – Online-Magazin
     Leitfossil.de; Berühmtheiten; 21.11.2015; 5 S., 6 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2015.
SCHLEGELMILCH, R. (1. Aufl. 1976): Die Ammoniten des süddeutschen Lias. - 212 S., 21 Abb., strat. Tab., 52 Tafeln. -
     Gustav Fischer Verlag, Stuttgart.
SCHLEGELMILCH, R. (2 neubearb. und ergänzte Aufl. 1992): Die Ammoniten des süddeutschen Lias. - 241 S., 22 Abb.,
     strat. Tab., 58 Tafeln. - Gustav Fischer Verlag, Stuttgart.

Sammlung und Fotos A.E.R.



Geologie zum Anfassen

  Von Andreas E. Richter, Augsburg  (4. April 2018)

Bei Gartenarbeiten fand ich gestern ein als Beet-Umrandung genutztes Metamorphit-Handstück. Die Herkunft war ganz einfach zu klären, da ich abgerollte Metamorphite nur an einer einzigen Lokalität gesammelt hatte, nämlich in der malerischen Dourbie-Schlucht wenig nördlich von Nant, ziemlich genau an der Grenze der Départements Aveyron und Gard. Hier liegen interessante und schöne Steine im reichlichst vorhandenen Geröll.

Der Stein muss aus Versehen zu diesem profanen Zweck genutzt worden sein! Ich hab ihn also sofort aus seinem Einrandungs-Verhältnis erlöst, gewaschen und fotografiert. Es ist ein metamorpher Schiefer mit markanten Quarzbändern, gefaltet und ein wenig zerklüftet, ein richtiger Handschmeichler: Geologie zum Anfassen! Jetzt wird er in die Schublade gesteckt… Vielleicht wäre ihm der Aufenthalt draußen aber doch lieber gewesen?

Abbildungen 1 bis 3 (oben):  Meine „Geologie zum Anfassen“ in drei Ansichten. Es ist ein geschieferter Metamorphit mit dominanten Quarzflächen, bedingt durch die Petrovarianz selektiv freigelegt durch die Verwitterung. Maximal 13 Zentimeter.

Wenn Sie mal in der Gegend sind, können Sie auch ein wenig im Angebot der Dourbie stöbern - das macht Spaß. Die Stelle liegt etwa 20 Kilometer östlich von Millau. Anfahrt von dort: Im Dourbie-Tal auf der D 991; etwa elf Kilometer nach La Roque-Sainte-Marguerite und zwei Kilometer vor Cantobre zweigt links ein Sträßchen (D 145) ab hinauf auf den Causse Noire, Richtung Revers und Lanuéjols. Unmittelbar nach der Abzweigung quert man eine alte Steinbrücke über die Dourbie. Unmittelbar vor der Brücke führt ein sehr verwachsener Weg parallel des Ufers flussabwärts. Man kann gleich ganz vorne an der Brücke parken oder auch einige Meter in den Weg hinein fahren. Dann nach rechts durch das Buschwerk und schon steht man im Flussbett.

Abbildung 4 (oben):  Ein Bild aus dem Artikel von 2012: „Und hier die Lokalität „Tante Louise“. Blickt man von der alten Steinbrücke flussabwärts, dann sieht man dieses Bild, das Flussbett und weiter weg einen markanten Felsturm. Eingeblendet ein „Erinnerungs-Stein“, wie sie meine Frau für mich malt, mit eben der auf dem Foto sichtbaren Szene. Gemalt natürlich auf einem Dourbie-Stein!“ Tja, so sah das früher aus…

Dort am Fluss konnte man früher bequem herum laufen. Im Flussgeröll liegen überall interessante Steine, darunter auch die zwischen Hühnerei- und Fußball-Größe großen Paragneise und Metamorphite, aber auch Kalke und Quarze. Die gute Rundung auch der harten Gesteine zeugt davon, dass die Steine schon einen weiten Weg oder jedenfalls eine lange Rollzeit hinter sich haben.

Abbildung 5 (oben):  Blick vom Abstieg der Straße vom Causse Noire hinab ins Dourbie-Tal. Solche einsam gelegenen alten Bauernhöfe – „Mas“ – sieht man immer wieder. Foto September 2017.

Abbildung 6 (oben):  Der Einschnitt links ist das Tal der Dourbie; den markanten Fels sehen wir auch auf dem nächsten Bild. Foto September 2017.

Abbildung 7 (oben):  Wir schauen von der Brücke auf mein „Sammelgebiet“. Au weia, alles zu, begrünt… Foto September 2017.

Abbildung 8 (oben):  Blick auf den Weiler auf dem Ostufer der Dourbie. Zitat aus dem „Tante Louise“-Beitrag im Leitfossil 2012: „Gegenüber liegen einige schöne alte Steinhäuser. In einem kann man neuerdings Herberge finden: „Chez Tante Louise“ – „Gite et chambre d'Hôtes“. Der Betrieb ist das ganze Jahr geöffnet, man spricht Englisch und es gibt Bett und Frühstück. Klingt gut!“ Im September des vergangenen Jahres wollten wir endlich mal dort essen, aber zu unserem großem Bedauern war der Herbergs-Betrieb eingestellt worden.

Als wir letztes Jahr im Mai dort waren, fuhren wir vom Causse Noir hinab in die Schlucht der Dourbie. Und wir stellten mit Bedauern fest, dass der bisher gut zugängliche Bereich mit mannshohem Bewuchs bedeckt war. Also kein sammelndes Bummeln unten am Fluss, nichts war es mit dem Aufsammeln der so wunderbar verfalteten hochmetamorphen Gneise (Paragneise) – solch schöne Zickzack-Zeichnung! Na, wir freuten uns dann halt am schönen Ausblick.

Offenbar kommt zu wenig Wasser, um die Pionierpflanzen auf den Kiesbänken und den flachen Uferbereichen am Siedeln zu hindern. Oder die Vegetation hat mittlerweile so festen Fuß gefasst bzw. ist so gut verwurzelt, dass Hochwasser-Einwirkungen nichts mehr ausrichten können. Na, jedenfalls hab ich diesen schönen Stein noch im Garten gefunden…

Literatur-Hinweise:

RICHTER, A. E. (2008): Karstfelsen und Gneisgerölle. - Online-Magazin Leitfossil.de; Geologisches; 8.9.2008; 16 S.,
     18 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2008.
RICHTER, A. E. (2012): Im Flussbett bei Tante Louise. – Online-Magazin Leitfossil.de; Geologisches; 7.11.2012; 9 S.,
     25 Abb. – Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2012.

Sammlung und Fotos A.E.R.



Mikrofossilien aus Lockersanden, mit bloßen Händen (und dem Messer) aufgesammelt...

 Von Andreas E. Richter, Augsburg   (23. Juni 2015)

Puristen sollten diesen Beitrag besser wieder wegklicken – es ist ein feuilletonistischer Beitrag, wenn auch mit einigen praktischen Hinweisen.

Es war immer schön dort im sonnigen Spanien, an der Mittelmeer-Küste der Provinzen Murcia und Almería. Die Landschaft ist schön, die Menschen sind freundlich, Essen und Wein bestens. Und immer scheint die Sonne: Das Städtchen Vera wirbt mit 360 Sonnentagen im Jahr oder so ähnlich... Aber auch im sonstigen Spanien fühlten wir uns immer wohl.

Ich sitze hier und hacke auf der Tastatur herum und ab und zu irrt mein Blick hinüber zum Thermometer: Außentemperatur derzeit 14 Grad (22. Juni!!!), was der heutige Spitzenwert ist... Man kann es mir nicht verdenken, dass meine Gedanken immer wieder mal nach Süden schweifen. Vor allem, weil ich gerade ein Kästchen mit Klein- und „Mikrofossilien“ neben mir stehen habe, gesammelt 2004 in der Nähe von Águilas in der Provinz Murcia. Also fahre ich in Gedanken schnell mal dorthin, wo ich die Sachen gesammelt habe. Und ich denke zurück: :

Ich sitze in einer malerischen Landschaft, neben mir mein Gabo,

keinen Kilometer entfernt von der Küste,

an einem freundlichen flachen Hang im warmen Sand,

mächtige Palmen über uns spenden Schatten

und ich sammle begeistert die Kleinen und auch die ganz kleinen Fossilchen!

Und weil ich keine Pinzette bei mir habe, werden die ganz kleinen, die ich mit meinen Fingerchen nicht erwischen kann, mit der Messerspitze aufgenommen und ins Schächtelchen geworfen.

Ich bin faul, sitze oder liege auf dem Bauch, krabble nur weiter, wenn ich glaube, das Terrain abgesammelt zu haben (was nicht sein kann). Und Gabo und ich fühlen uns sagenhaft wohl! Vielleicht wäre ein Glas Tinto angebracht gewesen, muy bien , das nächste Mal dann.

Abbildung 1 (oben):  Und nur einen Kilometer im Süden liegt die See, mit malerischen Buchten wie hier oder auch zugebauten Bereichen wie anderswo (auch nicht weit weg...).

Abbildung 2 (oben):  Über uns rauschen die Palmen im freundlichen leichten Wind...

Abbildung 3 (oben):  ...und neben mir sitzt ein Skorpion. Er scheint sich nicht sicher zu fühlen, denn der Hinterleib samt Stachel ist drohend erhoben. Hier im Steppenland gibt es viele Skorpione, die man aber meist nicht sieht. Der Stich von Buthus occitanus ist zwar in der Regel nicht gefährlich, aber jedenfalls schmerzhaft, was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.

Na ja, es ist schon wahr, was Ralf Krause letzthin sagte. Er war diesmal (wieder) in den Causses dabei (seine neunundzwanzigste Exkursion mit uns) und meinte in seiner kühlen hanseatisierten Art, dass diese Causses Reise wohl die schönste Reise gewesen wäre. „Na ja, hm, abgesehen wohl von den Spanien-Fahrten...“. Spanien ist immer etwas Besonderes gewesen, nicht nur für ihn.

Wir wohnten dort im Süden immer im „Parador de Mojácar“ unterhalb des wunderbaren Würfelhaus-Städtchens Mojácar. Wenn Sie mal in der Gegend sein werden: Fahren Sie unbedingt hinauf in den Ort! Er hat zwar keine baulichen Besonderheiten, aber als Ensemble ist der Baubestand einmalig. Von unserer Lokalität aus gesehen liegt Mojácar rund 30 Kilometer Luftlinie im Süden.

Abbildung 4 (oben):  Die Würfelhaus-Stadt Mojácar, gesehen bei der Anfahrt vom Meer her. Foto 2004.

Der Ort liegt in der Provinz Almería, auf einem Metamorphit-Hügel am Nordrand der Sierra Cabrera, etwa zwei Kilometer oberhalb des Strandes. Die Einwohnerzahl liegt etwa bei 7000. Die weißen Würfelhäuser gruppieren sich um enge und teils steile, teils gar als Treppen ausgebildete Gassen, wodurch dieses andalusische Dorf den Charakter einer nordafrikanischen Casbah hat. Nicht versäumen, einen Rundgang auch durch die vom Hauptplatz abgelegenen Gassen zu machen!

Die Einwohner scheinen einen Einschlag der maurischen Bevölkerung bewahrt zu haben; die Frauen von Mojácar gingen vor einigen Dutzend Jahren noch verschleiert, wohl also die letzten Spaniens. Vom höchsten Punkt des Ortes hat man einen schönen Blick auf Dorf, See und Inland. Nahezu jedes Haus zumindest im Bereich um den Marktplatz ist ein Geschäft - Spezialitäten: Souvenirs - oder ein Restaurant bzw. eine Bar. Neben dem üblichen teils fürchterlichen Kitsch gibt es aber auch sehr nette und geschmackvolle Dinge.

Abbildung 5 (oben):  In den Gassen der Stadt – und hier sind sie noch breit! Foto 1989.

Abbildung 6 (oben):  Einige traditionell schwarz gekleidete Señoras in schönem Kontrast zu den kalkweißen Wänden – fast ein Scherenschnitt.
Foto 1992.

Das Dorf ist eine berühmte touristische Attraktion und während der Saison entsprechend besucht, wobei die Engländer den größten Anteil an Besuchern stellen. Wir erlebten es aber auch still und ausgestorben. Ein sehr eindrückliches Erlebnis hatten wir mal an einem Vormittag – weit außerhalb der Saison, wir waren praktisch allein im Ort - als wir mit der Exkursionsgruppe durch das Dorf wanderten. Leise, dann etwas lauter werdend hörten wir nahezu überirdische Klänge, denen wir immer weiter nach oben folgten, neugierig auf die Ursache; ich kam mir vor wie beim Rattenfänger von Hammel. Dann erkannten wir, was es war – eines der (mir) damals noch nicht bekannten großen Windspiele. Ich stand andächtig da und wollte gar nicht mehr weg.

Und wenn Sie schon da sind, vielleicht auch zum Fossiliensammeln, dann wohnen Sie ein paar Tage im Parador unten an der See! Wir fühlten uns anderswo nur selten so wohl wie in diesem Haus, insgesamt gemütlich und andalusisch – wunderbare Zimmer (verlangen Sie einen Raum zum Meer!) mit Blick auf die See (vom Rauschen der Brandung wird man in den Schlaf gewiegt...), ausgezeichnetes Essen, ein grandioses Frühstücks-Buffet.

Abbildung 7 (oben):  Morgens beim Frühstück im Parador, fotografiert vom Speisesaal aus: Der Blick hinaus aufs Meer gegen die aufgehende Sonne.
Foto 1992.

Abbildung 8 (oben):  Die Küste mit schöner Brandung, fotografiert am frühen Morgen vom Balkon unseres Zimmers aus. Und wenn man genau hinschaut, sieht man die Silhouette eines Strandläufers, des Exkursionsgastes O. G., der nach Schalen rezenter Meerestiere sucht. Foto 1996.

Abbildung 9 (oben):  Ein Blick bei Abenddämmerung vom höchsten Punkt Mojácars ins Land, nach Nordwesten. Foto 1996.

Jedoch, wenden wir uns der Erdgeschichte und den Fossilien zu. Die dort bei Águilas zutage tretenden Sande gehören zum Unterpliozän, im Spanischen „Zancliense“, im Italienischen, woher der Begriff kommt, „Zancleano“, im deutschen Sprachgebrauch Zanclium als latinisierte Form (was ich aber schon gar nicht mag – dummes „ium“!).

Die hier im Bereich der Betischen Neogen-Becken anstehenden Pliozän-Schichten wurden primär in zwei faziell geschiedene Bereiche getrennt, Pliozän 1 (Liegendes) und Pliozän 2. Inwieweit die Grenze Pliozän 1 zu 2 mit der Grenze Zancliense-Piacenziense übereinstimmt, ist mir nicht bekannt, vermutlich aber mit Hilfe der Foraminiferen-Zonierung mittlerweile geklärt.

Insgesamt gesehen sind Faziesräume und Faunen z.B. des Beckens von Nijar-Carboneras und des Beckens von Águilas weitgehend gleichartig ausgebildet.

Das Unterpliozän besteht aus teils transgressiv abgelagerten mittelgroben bis groben Sanden bzw. Kalkareniten von gelber Farbe, bioklastisch (hoher Schillanteil), mit mergeligem Bindematerial („Mergelsande“). Die Sedimente überlagern diskordant alle älteren Strukturen. Schichtung ist nicht oder nur in Ausnahmefällen sichtbar. Verbreitet treten auf turm-, zinnen- und wabenartige markante Erosionsformen = „Taffoni“ nach einer auf Korsika gebrauchten Bezeichnung.

Die Fauna ist oft extrem reich, mit Pectiniden, Austern, Bryozoen, Brachiopoden und Seeigeln. Wichtige Foraminiferen sind Globorotalia margaritae, G. acostensis, Sphaeroidinellopsis sp., Globigerinoides obliquus extremus und G. elongatus .

Ich unterscheide eine Reihe von auf eigenen Beobachtungen begründete Fazies-Typen, so die Kalkarenit-Fazies, die Grobsand-Fazies, die Brachiopoden-Fazies, die Algenwiesen-Fazies, die Tuffit-Fazies, die Ditrupa -Fazies, die Amusium-Fazies.

Diese vielfältigen horizontal wie vertikal nur wenig getrennten Fazies-Formen verweisen auf eine fortgesetzte Oszillation der Küstenlinie – wir beobachten in den Ablagerungen einen raschen Wechsel zwischen tieferen Ruhigwasser-Bereich und hochenergetischen küstennahen Milieu/Transgressions-Milieu. In den tieferen Bereichen (beckenwärts, im tieferen bis tiefsten Bereich des Paläoreliefs) sedimentierten glaukonitführende Sandmergel mit Terebratuliden, Seeigeln, Haizähnen und planktonischen Foraminiferen.

Im Bereich der hier gezeigten Lokalität, die wir bei unseren Exkursionen als „Spondylus-Hügel“ bezeichneten nach den teils sehr großen oft doppelklappig in situ erhaltenen Spondylus -Gehäusen, treten in relativ raschen Wechsel Grobsand-Fazies, Brachiopoden-Fazies und Ditrupa-Fazies auf.

Nun, ich zeige jetzt ganz einfach mal einige Bilder der damals ausgelesenen Fossilien. Es sind winzige Muscheln (Makrofossilien) und riesige Foraminiferen (Mikrofossilien) dabei, aber auch ganz kleine Forams, rotaliide Formen mit knapp einem Millimeter Durchmesser. Na ja, für Foraminiferen ist das eigentlich nicht klein, aber nur so, mit der Messerspitze aufgehoben? Natürlich nehme ich einen Sack Schlämmmaterial mit, und darin ist dann eine unglaubliche Fülle an winzigen Formen enthalten.

Abbildung 10 (oben):  Der häufigste Fossiltyp dort im Águilas-Sand, im kleinen wie im großen (abgesehen natürlich von den Foraminiferen im Schlämmmaterial): Eine pectinide Muschel, hier gekrönt mit der spanischen Königskrone.

Abbildung 11 (oben):  Hügel, aufgebaut aus fossilreichen Sanden des Unterpliozän. Und glauben Sie mir – die Sande sind wirklich fossilreich, nicht nur, was Klein- und Mikrofossilien betrifft!

Abbildung 12 (oben):  So können dort in den pliozänen Ausstrichen die abgeregneten Oberflächen aussehen (abgeregnet: Auch hier regnet es manchmal!). Die Fläche – hier viele Quadratmeter – liegt voller Fossilien, vor allem Muscheln, aber auch einige Schnecken, Seeigel-Stacheln und –Zähnen, Seestern-Asseln, Bryozoen, Brachiopoden, Krabbenresten, Foraminiferen. Und zwischen den größere Stücken und Bruchstücken liegen dann die Kleinen und die Winzigen. Es macht viel Spaß, hier herum zu krabbeln und auszuwählen, was mit nach Hause darf. Allerdings, wenn ich wieder mal dort bin, werde ich eine Pinzette dabei haben.

Abbildung 13 (oben):  Größere Ansicht der Oberfläche des Muschel-Betts. Man sieht, dass sehr viel Schill dabei ist. Natürlich fallen zuerst mal die größeren Stücke auf, aber wenn man dann mit Ruhe und Geduld die Oberfläche mustert, erkennt man auch kleine Fossilien.

Abbildungen 14 und 15 (oben):  50 Meter weiter haben wir eine ganz anders dominierte Fauna – hier nun liegen vor allem Brachiopoden-Klappen. Die meisten gehören zu Arten der Gattung Terebratula . Da die Gehäuse relativ dünnschalig und somit empfindlich sind, muss man schon ein wenig suchen, um komplette gut erhaltene Exemplare zu finden. Eingeblendet ein Bild mit besser erkennbaren Fossilien des Brachiopoden-Lagers.

Abbildung 16 (oben):  Und so nahm ich die ganz kleinen Foraminiferen auf – mit der Messerspitze, ganz vorsichtig und mit ruhiger Hand. Landesentsprechend wird da natürlich ein spanisches Messer verwendet (la Navaja; eingeblendet das ganze Messer), wie man es überall dort kaufen kann. Gute Messer! Damit kann man auch schon mal einen Seeigel oder einen großen Spondylus ausgraben. In diesem Fall aber nehme ich damit die Winzlinge auf. Wobei ich mir das hätte sparen können – derartige Größen sind im Schlämmmaterial reichlich enthalten. Das Bild ist nachgestellt, es entstand zu Hause.

Abbildung 17 (oben):  Der Inhalt des Schächtelchens mit Kleinfossilien, präsentiert in einer Mikro-Ausleseschale. Die hier sichtbare Fauna stellt natürlich keine echte Zusammenstellung des Fossil-Spektrums und schon gar nicht der ehemaligen Lebewelt dar, sondern zeigt vielmehr, was mich interessiert und was mir in die Augen sticht (aua!) beim Sammeln.

Abbildung 18 (oben):  Ein stark vergrößerter Ausschnitt mit solchen punktuell aufgesammelten Fossilien. Beachten Sie die knapp postlarvalen Seepocken auf einem der Seeigel-Stacheln links unten. Die hatten sich gerade erst einen Platz gesucht, und dann war es auch schon vorbei...

Und nun ein kleiner Bilderbogen mit ausgewählten Stücken. Die Fossilien wurden zum Fotografieren auf eine 100-Pesetas-Münze gelegt, um einen objektiven Größenvergleich der Objekte zu erleichtern. Durchmesser der Münze 2,46 Zentimeter. Zahlungsmittel waren beim Sammeln, also 2004, auch schon die Euros, aber die Euro-Münzen sind vergleichsweise eher hässlich.

Abbildungen 19 und 20 (oben):  Die kleinsten Foraminiferen auf dem linken Bild und auf dem rechten Bild die größten. Links: Die beiden stabförmigen Gehäuse gehören zur Art Marginulina costata (BATSCH, 1791); die beiden glattrandigen Lenticulinen heißen Lenticulina rotulata (LAMARCK, 1804) und die mit den Zacken Lenticulina aculeata (ORBIGNY, 1826). Von den großen nodosariiden Typen [rechtes Bild; Nodosaria raphanistra (LINNÉ, 1758)] fand ich diesmal nur Fragmente, aber komplette Exemplare können über 2 Zentimeter lang werden. Größtes Fragment 10 Millimeter.

Abbildung 21 (oben):  Rotaliide Foraminiferen sind sehr häufig. Hier sehen wir Exemplare der Art Lenticulina orbicularis (ORBIGNY, 1826); größtes Exemplar ca. 4 Millimeter.

Abbildung 22 (oben):  Planularia cassis (FICHTEL & MOLL, 1798); diese Art stellt die größten Formen der Rotaliida. Das größte hier gezeigte Gehäuse misst 7 Millimeter. Die beiden oberen Exemplare sind mit Mündung erhalten.

Abbildungen 23 und 24 (oben):  Das obere der beiden Bilder oben zeigt drei Foraminiferen der Art Dentalina cuvieri (ORBIGNY, 1826). Das oberste Gehäuse hat eine Länge von 8,5 Millimetern; es zeigt eine anomale Aufblähung vor der Ausbildung der Endkammer mit Mündung. Auf dem unteren Bild zeige ich 6 Exemplare einer frei, also nicht aufgewachsen lebenden Röhrenwurm-Form, Ditrupa arietina (O. F. Müller, 1776) (syn. Dentalium corneum LAMARCK, 1818). Diese Gehäuse treten in bestimmten feinsandigen Mergeln in hoher Zahl auf und bestimmen das Faziesbild („Ditrupa-Fazies“). Größtes hier gezeigtes Gehäuse 1,1 Zentimeter.

Abbildungen 25 und 26 (oben):  Es gab natürlich seinerzeit eine ganze Reihe verschiedener Schneckenarten im Meer, aber die Schalen wurden während oder nach der Gesteinsbildung gelöst – es waren Aragonit-Schalen und die sind nur bei ganz besonderen Bedingungen fossilisationsfähig. Auf dem linken Bild sehen wir drei (calcitschalige) Exemplare von Formen der Epitoniidae, vermutlich zugehörig zu den Gattungen Epitonium und Cirsotrema (Stenorhytis). Größtes Gehäuse 7 Millimeter. Rechts sehen wir die Klappe einer winzigen Muschel vermutlich der Art Limatula subauriculata (MONTAGU, 1808); maximal etwa 5 Millimeter.

Abbildung 27 (oben):  Fünf Muscheln bzw. vier Muscheln und eine Auster, alles Schalen von jugendlichen Tieren: Links eine Anomia, rechts eine winzige Auster (Ostrea sp.), unten drei Pectiniden [links und Mitte Exemplare einer Art der Gattung Aequipecten, rechts Chlamys multistriata (POLI, 1795), die wohl eleganteste Muschel des spanischen Pliozän; maximal 6,5 Millimeter].

Abbildung 28 (oben):  Drei Bryozoen-Kolonien; die beiden zur gleichen Art gehörenden rechten Exemplare waren auf liegenden Ditrupa-Gehäusen aufgewachsen. Da diese Kolonien zu für Bryozoen ganz ansehnliche Größe wachsen konnten, muss die Sedimentations-Rate recht gering gewesen sein. Die obere kugelige Kolonie misst 4,5 Millimeter.

Abbildung 29 (oben):  Fragmente von weiteren Bryozoen-Kolonien. Das große Bruchstück oben misst 9 Millimeter.

Abbildungen 30 und 31 (oben):  Zwei Brachiopoden-Gehäuse; das große komplett erhalten mit beiden Klappen; wohl eine jugendliche Terebratula ; maximal 9,5 Millimeter. Das kleinere Fossil ist die Armklappe eines Brachiopoden der Art Argyrotheca cuneata (RISSO, 1826). Eingeblendet die Anordnung, wie das kleine flache Teil für das Foto auf die angenäherte Schärfen-Ebene der sehr viel dickeren Terebratula gebracht werden kann: Mittels eines kleinen Kitt-Pfeilers.

Abbildungen 32 und 33 (oben):  Ein Seeigelchen in zwei Ansichten. Es ist die manchmal recht häufig in den Sanden vorkommende Art Echinocyamus pusillus (O. F. MÜLLER, 1776). Maximal 4 Millimeter.

Abbildung 34 (oben):  Vier Stacheln und eine Pyramiden-Hälfte (landläufig „Zahn“, was falsch ist – der eigentliche Zahn ist ein schlankes zwischen den Pyramiden-Hälften sitzendes leicht gebogenes stabförmiges Objekt mit meist T-förmigem Querschnitt) aus dem Kieferapparat („Laterne des Aristoteles“). Die Fossilien stammen von Seeigeln der Cidaridae. Der längste Stachel misst 16 Millimeter.

Abbildungen 35 und 36 (oben):  Links zwei Seestern-Marginalia („Asseln“); größeres Exemplar 5 Millimeter. Rechts zwei Krabbenreste – Fragmente der Hand (Propodus) mit abgebrochenem Festfinger (Index). Maximal 5,5 Millimeter.

Abbildung 37 (oben):  Eine der beiden beweglichen Platten (Verschluss-Platten) einer Seepocke (Balanidae) – in diesem Fall das Scutum (der zweite Plattentyp ist das Tergum). Maximal 6 Millimeter.

Einige Worte zur Lokalität und zur dortigen Spondylus-Fauna im Leitfossil.de (2013): „Spondylus aus dem Neogen der Betischen Kordillere und einige allgemeine Worte zur Gattung.“ (Andreas E. Richter; Lehrreiches; 19.5.2013; 12 S., 16 Abb. – Online-Magazin Leitfossil.de; Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2013.

Sammlung und Fotos A.E.R.; die Landschaftsfotos entstanden Anfang März 2004.


 

Fossilienfreunde Augsburg – der November-Abend: Costa Rica – Crawfordsville – Buttenheim – Höver – Krippennüsse - Zwiebelrostbraten und Mühlheim

  Von Andreas E. Richter, Augsburg  (17. September 2018)

All unsere Vortragsabende glänzen durch hervorragende Referate und immer werden an den Abenden auch teils außergewöhnliche Fossilien mitgebracht und gezeigt. Man kann etwas lernen, man sieht interessante Fossilien, man kann sich angeregt unterhalten. Und, am Rande, man kann hervorragend essen. Man kann mit Betonung sagen, dass die „Fossilienfreunde Augsburg“ ein höchst lebendiger und angenehmer Kreis sind. Wir sind nicht viele, aber jeder macht mit und trägt auf seine Art bei zur Vielfalt - wir haben Spaß.

Ich werde nach und nach die diesjährigen Abende kurz dokumentieren, mache dies allerdings aus ganz bestimmten Gründen rücklaufend, beginnend mit dem gestrigen Abend, dem 16. November 2018. Da bei diesen Treffen immer auch schöne und interessante Fossilien gezeigt werden, ist eine Wiedergabe auch für andere Fossiliensammler, also z.B. für Leitfossil-Leser interessant. Man sieht die Fossilien an, freut sich mit dem Finder/Besitzer und man lernt.

Wir üblich kamen die Fossilienfreunde gegen 19 Uhr. Wir treffen uns jetzt wieder in der Dorfgaststätte Hammel bei Neusäss – freundliche Wirtsleute und Bedienungen, gutes Essen und ein schöner Raum.

Abbildungen 1 und 2 (oben):  Zwiebelrostbraten und ein Salat mit ausgezeichnetem Dressing – Gabos und mein derzeit beliebtestes Essen.

Abbildung 3 (oben):  Michael Wachtler, Wolfgang Mages (grantelt), Dieter Gassner (von hinten; kaspert), Günter Merk (handverdeckt), Bernhard Sebald (von hinten) und Wolfgang Brodte. Man beachte den Aluminium-Koffer rechts neben dem Bierglas, unter der Haizahn-Broschur.

Wir unterhielten uns, zeigten Mitgebrachtes vor, speisten zwischenrein und unterhielten uns weiter. Michael Wachtler war so liebenswürdig, jedem eine Walnuss mit Krippenfiguren zu schenken – seine diesjährige Weihnachtsgabe. Herzlichen Dank!

Abbildung 4 (oben):  Michaels Advents-Gabe zum Aussuchen – echte Walnuss-Hälften mit Krippenfiguren („Nusskrippen“). Danke, Michael!

Dann öffnete Michael Wachtler seinen berühmten nun schon von vielen Präsentationen bekannten Aluminium-Koffer. Darin lag eine Seelilien-Stufe mit vier ausgezeichnet erhaltenen Kronen aus dem Witherspoon-Steinbruch bei Crawfordsville, Montgomery County, Indiana/USA. Das ist die Lagerstätte, aus der sehr viele teils wunderbare karbonische Seelilien stammen. Ein Stück wie dieses kannte ich allerdings bisher nur aus Museums-Vitrinen oder von Abbildungen her. Insofern war es mir eine große Freude, nun einmal solch ein Stück in Händen halten zu können.

Abbildung 5 (oben):  Und da liegt es nun, das Alukoffer-Geheimnis, eine prachtvolle Seelilien–Platte mit vier Kronen, aus dem Unterkarbon von Indiana. Platte maximal etwa 35 Zentimeter.

Abbildung 6 (oben):  Die Krone der großen Seelilie, Actinocrinites gibsoni ( MILLER & GURLEY, 1894).

Abbildung 7 (oben):  Der Actinocinites-Stiel und daneben drei Kronen der Art Macrocrinus mundulus (HALL, 1859), die zwei größeren mit erhaltenen Anal-Röhren. Rechts am Bildrand die isolierte Anal-Röhre des Actinocrinites .

Abbildungen 8 und 9 (oben):  Die beiden größeren Macrocrinus-Kronen in Großaufnahmen.

Abbildungen 10 und 11 (oben):  Die Karteikarte zur Seelilienplatte; Vorder- und Rückseite.

Als weitere Besonderheit zu der Platte mit den vier Seelilien-Kronen liegt eine gute Beschreibung und eine Etikettierung in beispielhafter Art vor, in Form einer Karteikarte. Das Stück wurde am 1. September 1988 vom (vermutlichen) Erstbesitzer erworben.

Abbildung 12 (oben):  Günter Merk war so liebenswürdig, mir Fossilien aus dem Mühlheimer Sammler-Steinbruch mit zu bringen – danke, Günter! Die dort anstehenden Mörnsheimer Schichten (Oberjura; Untertithon; Mörnsheim-Formation; Quenstedts Weißjura zeta 3) liefern eine reiche Fauna, u.a. Ammoniten. Die hier gezeigten Formen sind weniger von der Taxonomie her interessant als vielmehr wegen der Überlieferungs-Aspekte und der ökologischen Aussagen. Bei dem abgebildeten Ammoniten – vermutlich ein Glochiceras (Lingulaticeras) solenoides (QUENSTEDT, 1849) – mit Kapuze und Ohr sind Lamaellaptychen erkennbar. Durchmesser 4,6 Zentimeter. Sammlung A.E.R.

Abbildung 13 (oben):  Dieses Gehäuse – ebenfalls ein Glochiceras – zeigt auf der linken Flanke (und das dürfte die bei der Einbettung oben liegende Seite gewesen sein) Austernbewuchs der Art Liostrea socialis (MUENSTER in Goldfuss, 1829). Die Austernklappen messen maximal 4 Millimeter. Es handelt sich also um Jungtiere dieser im ausgewachsenen Zustand relativ groß werdenden Tiere, deren Larven sich erst vor kurzer Zeit auf dem Ammoniten angesiedelt hatten und die nach dem Absinken des Gehäuses in das sauerstofffreie Bodenwasser starben. Sammlung A.E.R.

Abbildungen 14 und 15 (oben):  Platte und Gegenplatte und auf dem unteren Foto eine Vergrößerung der rechten Flanke eines Ammoniten wiederum der Gattung Glochiceras. Auch dieses Gehäuse zeigt Austernbewuchs, aber diesmal sitzen die Austern ausschließlich auf dem schmalen Venter – warum? Ammonit mit Apophyse 5 Zentimeter. Sammlung A.E.R.

Siehe hierzu auch Leitfossil.de: Ralf Krause (2018): Ein Schwamm mit Austernbrut aus den Mörnsheimer Schichten. - Online-Magazin Leitfossil.de; Funde; 10.11.2018; 5 S., 6 Abb.

Dieter Gassner, Sammler mit glücklicher Hand und hohen Ästhetik-Ansprüchen, zeigte einige Ammoniten aus Buttenheim, gesammelt im Jahr 2017. Es sind ausgesprochen schöne Stücke, der er „in Hangmitte“ grub, wo sie zusammen mit „Pleuroceras apyrenum liegen“. Manche zeigen die bekannten spiralig angeordneten Pigment-Gruben („Farberhaltung“).

Abbildung 16 (oben):  Fünf der von Dieter gezeigten Ammoniten aus Buttenheim (Oberfranken/Bayern); Unterjura, Oberpliensbach (Amaltheenton-Formation; Spinatum-Zone; Quenstedts Lias delta 2). Hier ein ganz typisches Pleuroceras spinatum (BRUGUIÈRE, 1789), der Zonen-Leitammonit. Durchmesser 5 Zentimeter.

Abbildungen 17 bis 19 (oben):  Dieser Ammonit ist eine Besonderheit wegen seiner absolut dichten schon fast perlmuttig schimmernder Schale und den schönen spiraligen Pigment-Gruben [Pleuroceras cf. salebrosum HYATT, 1867)]. Durchmesser 5,5 Zentimeter.

Abbildung 20 (oben):  Ein weiteres Pleuroceras mit hier allerdings nur noch relikthaft erhaltenen Pigment-Gruben [Pleuroceras cf. salebrosum HYATT, 1867)]. Durchmesser 4,5 Zentimeter.

Abbildung 21 (oben):  Schön beschaltes Pleuroceras-Gehäuse, erhalten bis knapp vor der Mündung (Pleuroceras quadratum HOWARTH, 1958). Durchmesser 4,5 Zentimeter.

Abbildung 22 (oben):  Ein zwar gedrücktes Gehäuse, das aber wegen der schönen Spiralgruben-Erhaltung auch etwas Besonderes ist (Pleuroceras cf. solare (PHILLIPS, 1829). Durchmesser 4,5 Zentimeter.

Dieter zeigte noch eine weitere Besonderheit, nämlich einen Schwamm aus Höver. Nun sind Schwämme aus der Alemannia in der Regel wirklich nichts Besonderes, es gibt sie reichlich. Aber dieser Schwamm trägt seine Besonderheit auf sich, nämlich eine extrem große und bestens erhaltene Weichkorallen-Wurzel der Form „Octobasis“. Solche Wurzeln sind in Höver nun nicht extrem selten, aber in der Regel findet man sie auf Seeigeln; Schwämme als Substrat sind ausgesprochen selten.

Abbildungen 23 und 24 (oben):  Ein Schwamm aus der Oberkreide (Untercampan) der Grube Alemannia in Höver bei Hannover/Niedersachsen. Der Schwamm hat eine Höhe von rund 20 Zentimetern. Auf ihm sitzt eine optimal erhaltene Weichkorallen-Wurzel, ein prachtvolles Stück!


Die Vortrags-Ankündigung hatte so ausgesehen:

„16. November 2018

Dr. Hans-Joachim Gregor, Olching:
Costa Rica – die „reiche Küste“. Aber anders, als Kolumbus meinte...

Abbildungen 25 bis 31 (oben):  Die Bilder in der Vorankündigung von Hans-Joachim Gregors Vortrag im Leitfossil 2018 („Hinweise“). Fotos H.-J. Gregor.

Costa Rica ist einmalig, was den Vergleich mit anderen zentralamerikanischen Staaten angeht. Es hat eine demokratische Regierung, ist politisch und touristisch „sauber“, hat eine unglaublich reiche Lebewelt mit den meisten Gifttieren auf der Welt, hat freundliche und friedliche Einwohner, die höchsten Surfwellen und die meisten Naturparks auf der Welt – alles Gründe hinzufahren. Und noch vielerlei Schönes wie z.B. die Vulkane, die Korallenriffe, auf denen Bäume wachsen und abendliche Besucher im Schlafzimmer (Krabben).

Wenn man abseits von Touristenwegen das Land besucht, wird man in eine für uns fast irreale Welt gebeamt, die absolut faszinierend ist und einmalige Eindrücke von Land und Leuten ermöglicht – eben eine „reiche Küste“.“

Gegen 20 Uhr 30 dann begann Hans-Joachim Gregor seinen Vortrag, originellerweise anfangs mit Beamer gezeigt, danach mit Dias fortgesetzt. Er erzählte lebhaft, natürlich und anschaulich, wie es eben seine Art ist. Er berichtete vom Land und den Oberflächenformen, der unglaublich vielfältigen Vegetation, den Einwohnern, der Geschichte und dem alltäglichen Leben. Er wohnte in einem kleinen blau gestrichenen Bungalow (abends und morgens Durchgangsstrecke der Krabbenwanderung) unmittelbar am Strand von Punta Banco an der Pazifikküste im Süden des Landes. Gleich hinter dem Haus liegt der Steilanstieg mit dem Regenwald.

Abbildung 32 (oben):  Der Referent (leider nur undeutlich sichtbar – er blieb im Schatten; "Gregor-Finsternis" …) bei den einführenden allgemeinen Erläuterung zu Costa Rica.

Abbildung 33 (oben):  Eines der die diversen Abschnitte des Referats einleitenden Bilder, hier das Bild zu den „Palmstudien“.

Abbildungen 34 und 35 (oben):  Ein Erlebnis der besonderen Art bei diesem Costa-Rica-Aufenthalt war die Sonnenfinsternis am 8. April 2005, die der Referent auch in guten Bildern festhalten konnte.

Abbildung 36 (oben):  Und hier verabschiedet er sich – „Wir sind müde - auf Wiedersehen und danke für ihre Geduld“ (wir waren aber noch gar nicht müde und hätten gerne weitere Bilder angeschaut!). Hans-Joachim Gregor zeigt auf die Nationalblume Costa Ricas, Guarianthe skinneri (BATEMAN, 1839) DRESSLER & W. E. HIGGINS, 2003 , die auch einen der Geldscheine schmückt. (Wussten Sie übrigens, dass die Nationalblume von uns Deutschen das Sauerkraut ist?)

Allerherzlichsten Dank für diesen großartigen Vortrag!

Der Referent verstand es, uns das Land nahe zu bringen!

Abbildung 37 (oben):  Undankbarerweise übergaben wir dem Referenten als kleinen handgreiflichen Dank einen Ammoniten, was insofern unschön war, als er Ammoniten aber schon gar nicht leiden kann (na ja, als Paläobotaniker…). Aber er tröstete sich dann selbst mit den Worten – „na ja, er ist eigentlich schon schön und bestimmen muss ich ihn auch nicht, also wird er als Anhänger am Schlüsselbund dienen dürfen!“. Na, wer weiß nicht, was und woher das Original zum Abguss ist?


Danach hatten wir natürlich viele Fragen zu Costa Rica, diskutierten ein wenig und bewunderten Jochens mitgebrachte Artefakte (einen Jaguar-Kopf aus vulkanischem Gestein und einen Keramik-Kopf (vielleicht einem Krokodil nachempfunden).

Walter („Waltherle“) F. Zenske hatte für Bettina Sibinger eine Kiste mit Kieselhölzern geschickt, mit einer ganzen Reihe „Dadoxylon“ und Woodworthia-Hölzern und auch einigen schönen Kieselholz-Windkantern aus dem Keuper von Untereuerheim bei Schonungen/Unterfranken. Bettina ließ die Kiste durchlaufen und jeder durfte sich ein Stück nehmen. Herzlichen Dank, Bettina und Waltherle!

Fotos A.E.R., wenn nicht anders angegeben.



Bücher mit Steinen im Bauch…

  Von Andreas E. Richter, Augsburg  (17. März 2018)

Vor kurzem erhielt ich eine eMail von Christoph Schindler, mit der er auch Bilder schickte von einem Kauf auf einem der Wiener Flohmärkte.

„Anbei wieder einmal ein Flohmarkt-Fund, diesmal wieder aus Wien. Ich vermute, das Pseudo-Buch stammt aus einer der vielen Lehrmittelfirmen, die es in der Doppelmonarchie gab, es ist jedenfalls in einer Druckerei in Prag hergestellt worden, ich vermute am Ende des 19. Jahrhunderts.“

Es war ein Buch mit aufklappbarem Deckel. Im Hohlraum sind 42 Gesteine untergebracht, sauber beschriftet und sehr ordentlich eingeklebt.

Da solche Objekte für mich von großem Interesse sind – ich sammle ja mit Eifer alles Alte, was mit unserem Hobby zu tun hat, also mit Fossilien, Geologischem und entsprechender Literatur – war ich begeistert. Und, ganz ehrlich zugegeben, der Neid nagte an mir… Trotzdem, ich gratulierte von Herzen und stürzte mich dann sogleich ins Netz, um erstmal Informationen zu sammeln für eine Präsentation des Christoph'schen Buches. Suchbegriff war „Schichten der Erdrinde“.

Ich fand in zwei Quellen sachlich-knappe, aber sehr hilfreiche Informationen zum Werk und zum Urheber. Und - ich hätte das niemals für möglich gehalten – ich fand tatsächlich ein Angebot, wo nicht nur die „Schichten der Erdrinde“, sondern auch der dazugehörige andere Teil, das „System der Mineralien“, angeboten wurde mit folgendem Text:

"Steinsammlung, Schichten der Erdrinde, Mineralien 1870 Selten !!!! Prag"

„Mit 2 x 42 montierten Gesteinsproben. Prag, B. Styblo (einmal nicht signiert), um 1870. 23 x 15,5 cm. Leinenband der Zeit mit blindgeprägten Deckeln. - Sehr selten, museal. - Alle Steine vorhanden, Gebrauchsspuren am Einband, fleckig. - Sehr interessante Stücke, wohl einmalige Gelegenheit.“

Abbildung 1 (oben):  Die Bilder des eBay-Angebotes meiner beiden Buch-Kassetten.

Die in Form eines Buches gestalteten Kassetten sind auf dem Innendeckel mit einer illustrierten Tabelle/Auflistung versehen. Im “Buchblock” finden sich die auf eine Tafel geklebten Gesteinsproben nebst der jeweiligen Bezeichnung, eingeklebt in ein Raster mit den entsprechenden Namen.

Ein anderes schon vor meinen Recherchen abgelaufenes Auktions-Angebot für eine Kassette lautete:

„Geologie - Frič, Václav (Hg.). Schichten der Erdrinde. Versteinerungen führende Formationen.“

„Mit 42 montierten Gesteinsproben. Prag, B. Styblo, um 1870. 23 x 15,5 cm. Leinenband der Zeit mit goldgeprägtem Rückentitel und blindgeprägten Deckeln (Rücken geblichen, Kanten mit kleineren Läsuren). Die in Form eines Buches gestaltete Kassette ist auf dem Innendeckel mit einer illustrierten Tabelle versehen. Im "Buchblock" finden sich die auf eine Tafel geklebten Gesteinsproben nebst der jeweiligen Bezeichnung. - Der Herausgeber, der tschechische Naturalienhändler Václav Frič (1839-1916), hatte 1862 sein erstes Geschäft in Prag eröffnet. Mit Preisen auf den Weltausstellungen in Paris, Wien, Moskau und Sydney ausgezeichnet, belieferte das Unternehmen Museen, Bildungseinrichtungen und private Sammler auf der ganzen Welt. - Rücken gelöst, Tafel unter den Gesteinsproben mit einigen zeitgenössischen Einträgen und mehreren geklebten Rissen.“


Meine beiden Stein-Kassetten

Abbildung 2 (oben):  Meine beiden “Bücher” von außen gesehen. Abmessung jeweils 23,3 x 16 x 2,5 Zentimeter.

Abbildungen 3 und 4 (oben):  Die Bücher in Schräg-Ansicht; stark vergrößert eingeblendet die Ansicht des gefiederten Buchschnittes.

Abbildung 5 (oben):  Und hier nun die aufgeschlagenen Bücher, jetzt erkennbar als Buchkassetten; oben die Mineralien, unten die Gesteine.

Abbildung 6 (oben):  Die Kassette mit den “Schichten der Erdrinde”. Im Innendeckel eine beschreibende Übersicht mit fünf Spalten: Bezeichnende Versteinerungen, Namen der Formationen, Sedimentgesteine, Versteinerungen, Massengesteine. Rechts der Gesteins-Inhalt eingeklebt in kleine beschriftete Felder, geordnet nach Formationen bis hin zu den “Versteinerungslosen”.Ganz unten am Rand ein Vermerk zum Hersteller: “Buchdruckerei von B. Stýblo in Prag”.

Abbildung 7 (oben):  Der Gesteins-Inhalt, nochmals vergrößert dargestellt. Fossilien selbst werden nur in Form eines Mammutknochen-Bruchstücks und zweier Lias-Ammoniten gezeigt.

Abbildung 8 bis 11 (oben):  Einige der Objekte in starker Vergrößerung.

Abbildung 12 (oben):  Die Kassette mit dem Titel „System der Mineralien“. Im Innendeckel sehen wir graphische Darstellungen der „Häufig vorkommenden Krystallformen“.

Abbildung 13 (oben):  Die Mineralien in vergrößerter Ansicht.

Abbildungen 14 bis 20 (oben):  Einzelaufnahmen mit diversen Mineralien: Rauschgelb (Auripigment), Chlorit und Talk, Quecksilber (die Quecksilber-Kugel rollt bei Kippung munter hin und her), Kaliglimmer (Muskovit), Bleiglanz, Graphit und Bernstein, Steinsalz und Kupfervitriol (Chalkanthit).

Freilich, die in die Bücher eingeklebten Steine sind keine Prachtexemplare und sowieso sehr klein, aber als Ensemble in dieser Zusammenstellung sind sie etwas ganz Besonderes. Über die Entstehungszeit der Kassetten lässt sich nichts Konkretes heraus finden, vermutlich aber stammen sie aus dem letzten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts oder den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.


Václav Frič und sein “Naturhistorisches Intitut in Prag”

Václav Frič (1839-1916) war der Sohn eines bekannten Rechtsanwaltes und Notars; er lebte in Prag. Er war ein “Naturkundiger” – er beschäftigte sich mit allem, was in der Natur vorkommt. Er studierte Taxidermie und Chemie an der Technischen Universität Prag und war auch sehr interessiert an der damals relativ neuen Technik der Photographie.

Bei einem Aufenthalt in London bei seinem Bruder in den Jahren 1859 und 1860 lernte er in London und Umgebung verschiedene teils bedeutende naturwissenschaftliche Sammlungen kennen und wurde dadurch inspiriert zur Gründung einer Handlung, die botanische, zoologische und mineralogisch/geologische Präparate und Objekte anbot. Sein Geschäft wurde 1862 in Prag eröffnet, in der Wassergasse 736/2 in Prag, später in der Wassergasse 21 (in einem Katalog von 1873 wird bereits diese Adresse angegeben). Gegen 1878 zog er erneut um in die Wladislavsgasse 21 a. Das Geschäft hatte nun schon eine gewisse Bekanntheit und wurde in einem touristischen Führer genannt als “ Frič's Naturgeschichtliches Museum”. Ab 1911 nannte Frič seinen Betrieb “Naturhistorisches Intitut in Prag”.

Abbildungen 21 bis 23 (oben):  Oben links Václav Frič (1839-1916); oben rechts und unten Abbildungen der aufeinander folgenden Ladengeschäfte von Václav Frič in Prag. Die beiden Laden-Ansichten stammen aus Fričs Katalogen.

Er hatte schon frühzeitig Museen, Institute, Schulen und viele Privatsammler als Kunden und er war in der Lage, durch hohe Qualität und intensive Werbung einen weltweiten Interessentenkreis aufzubauen. Er präsentierte sein Angebot auch auf Ausstellungen diverser Wertigkeit, so z.B. auf dem “Volksfest Linz” (1863; Silber-Medaille für “Geognostische Sammlungen”), der Weltausstellung in Paris (1867; Bronze-Medaille), der “Polytechnik-Ausstellung” in Moskau (1872; Silber-Medaille), der Weltausstellung in Wien (1873; Ehrenmedaille), einer weiteren Weltausstellung in Paris (1878; Bronze-Medaille), der Australian International Exhibition in Sidney (1879; Medaille) und ein drittes Mal auf der Weltausstellung in Paris (1889; Gold-Medaille).

Abbildung 24 (oben):  Auszug aus einem der Frič'schen Kataloge.

Abbildungen 25 und 26 (oben):  Mineralien-Etiketten zu Freieslebenit aus Príbram und Brookit aus Uri. Abbildungen aus Wikipedia.

In einem mineralogischen Katalog von etwa 1905 wurden zahlreiche entsprechende Objekte und Sammlungen aufgeführt. Hier wurden auch die beiden Buch-Kassetten angeboten, enthaltend Mineralien und Gesteine. Der Inhalt entspricht dem Minimal-Wissen, das eine “Gebildete Person” zu Fričs Zeiten haben sollte. Deutlich umfangreichere konventionell – also in Kästen – untergebrachte Sammlungen enthielten Kristall-Modelle, Mineralien und Gesteine. Man konnte auch beliebig umfangreiche selbst zusammengestellte Kollektionen bestellen. Fossilien werden in den mir zugänglichen Quellen nicht aufgeführt, aber sie waren sicher auch im Angebot.

Sicherlich kannte Václav Frič viele Größen der damaligen geologischen Szene in Böhmen, darunter gewiss auch Joachim Barrande.

Nach seinem Tod im Jahr 1916 übernahm der Sohn Jaromir Frič das Geschäft und führte es weiter bis 1958. Nach der Geschäftsschließung wurden alle Bestände dem National-Museum in Prag übergeben.

Literatur-Hinweis

REILING, H. & T. SPUNAROVÁ (2005): Václav Frič (1839–1916) and his influence on collecting natural history. -
     Journal of the History of Collections, 17; S. 23-43.

Sammlung und Fotos A.E.R., wenn nicht anders angegeben.



Kleine Auswahl aus dem bisher veröffentlichten Bildern:

Einer der großartigen Trilobiten aus dem Ordoviz von Sankt Petersburg, in zwei Ansichten, vollständig frei präpariert, attraktiv auf einem Steinsockel sitzend; beachtenswert auch das frei liegende Hypostom. Ein wahres Meisterwerk! Ausgestellt auf den Münchner Mineralientagen.
8. Mai 2018. Foto A.E.R.

Einer der schönen „Sonnenbarsche“ aus den eozänen Plattenkalken von Wyoming. Es handelt sich um ein Exemplar der Art Priscacara serrata COPE, 1877. Untereozän; Ypres (Wasatchian; Green River Formation, Fossil Butte Member). Kemmerer, Lincoln County, Wyoming/USA. Größe ca. 10,5 cm. Cope stellte zwei Priscacara-Arten auf, zum einen Priscacara serrata, zum anderen Priscacara liops. Beide Formen gleichen sich weitgehend und sind in Copes Sinn vor allem an der Zahl der kräftigen dorsalen Flossenstacheln unterscheidbar: Priscacara serrata hat 9 bis 11 Flossenstacheln in der Rückenflosse, Priscacara liops aber 12 bis 13 Flossenstacheln. Zählen wir die Flossenstacheln des abgebildeten Exemplars, so kommen wir auf 10 Stück - also gehört es zur Art Priscacara serrata.
8. Mai 2018. Sammlung und Foto A.E.R.
Siehe auch Leitfossil.de: A. E. RICHTER (2006): Monatsfossil Februar: Priscacara aus dem Eozän der Green River Formation. - Online-Magazin Leitfossil.de; Monatsfossilien; 1.2.2006; 2 S., 1 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2006.

Eine Muschel, was eigentlich nichts Besonderes ist. Dieses Stück ist dennoch etwas sehr Bemerkenswertes: Das Überlieferungsmedium ist Gips. Fossilien in Gips-Erhaltung sind grundsätzlich selten. Bekannt sind z.B. die Turritellen aus dem Miozän Australiens oder die in Gips umgewandelten Schalen mancher Fossilien der Pliozän-Lokalität Cortijo de los Andújares in Andalusien. Vermutlich handelt es sich um eine Anodonta-Art aus dem Neogen Libyens. Leider weiß ich aber nichts Genaues zu Fundort oder Alter des Fossils.
8. Mai 2018. Sammlung und Foto A.E.R.
Siehe auch Leitfossil.de: A. E. RICHTER (2006): Muschelsteinkern in klarem Gips. - Online-Magazin Leitfossil.de; Monatsfossilien; 1.4.2006; 2 S., 1 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2006.

Opal-Fossilien! Das ist von der Erhaltung her auch eine ganz große Besonderheit, bekannt nur aus den kreidezeitlichen Opal-Lagerstätten von Australien [Stichworte Coober Pedy (Unterkreide; Barrême - Alb (Marree Subgroup) und Ligthning Ridge (Unterkreide; Oberalb (Griman Creek Formation)]. Hier zeigen wir einige Belemniten-Rostren, angeboten auf einer der Börsen in Sainte-Marie-aux-Mines. Beachten Sie die Preise.
8. Mai 2018. Foto A.E.R.
Siehe auch Leitfossil.de: A. E. RICHTER (2007): Opalfossilien - der Preis ist heiß! - Online-Magazin Leitfossil.de; Lehrreiche; 23.4.2007; 15 S., 22 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2007.

Auf allen großen Mineralien- und Fossilienbörsen werden lose Quarzkristalle angeboten, durchsichtig bis transparent, mit unglaublich scharfen Kanten und Spitzen, vollkommen unbeschädigt, mit gerader Standfläche. Sie kommen aus verschiedenen „Produktions“-Ländern. Man muss wissen – diese „Kristalle“ sind mindestens nachgeschliffen, also in Form gebracht, wenn nicht gar komplett aus Bergkristall-Brocken geschliffen. Na, schön sind sie trotzdem! Börse in Sainte-Marie-aux-Mines, Juni 2014.
8. Mai 2018. Foto A.E.R.

Hier aber eine prachtvolle „echte“ Bergkristall-Stufe! Ich hab mir leider nicht notiert, von wo sie stammt, aber es könnte Madagaskar sein oder auch Arkansas… Börse in Sainte-Marie-aux-Mines, Juni 2010.
8. Mai 2018. Foto A.E.R.

Tja, und hier nun ein   R A E T S E L C H E N   –  (= no. 7)  -   es gibt einen hübschen Fossilpreis für die erste richtige Lösung. Was ist hier zu sehen? Ich bin absolut überzeugt, dass niemand weiß, was es ist und werde später mit weiteren Hinweisen helfen, vielleicht können wir uns, sozusagen, an die Lösung anschleichen.
8. Mai 2018. Foto A.E.R., Februar 2017.

Fossilreiche Tonmergel-Hänge bei Fontaneilles in den Grands Causses, in der Nähe der Tarnschlucht. Da die Hänge nicht so sehr besucht werden, ist die Ausbeute oft ganz ausgezeichnet; wenn es allerdings langzeitig trocken war wie vor der Begehung bei der Richter-Reisen-Exkursion im Mai 2017, kann das Sammelergebnis auch magerer aussehen.
8. Mai 2018. Foto Günter Richter.
Siehe auch Leitfossil.de: A. E. RICHTER (2010): Sammeln im Domérien, Toarcien und Aalénien der Grands Causses. - Online-Magazin Leitfossil.de; Fundstellen; 1.1.2010; 40 S., 85 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2010.

Ein Megateuthis-„Dünnschliff“, gegen das Licht fotografiert. Dünner Querschliff eines Sengenthaler Rostren-Bruchstückes, vorsichtig auf eine Dicke um 1 Millimeter geschliffen. Maximal ca. 4 Zentimeter.
8. Mai 2018. Sammlung und Foto A.E.R.
Siehe auch Leitfossil.de: A. E. RICHTER (2995): Belemnitenschrott? Da machen wir was draus! - Online-Magazin Leitfossil.de; Praktisches; 4.12.2005; 6 S., 10 Abb. – Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2005.
Siehe auch Leitfossil.de: A. E. RICHTER (2015): Monatsfossilien Dezember: Belemniten-Rostren der Gattung Megateuthis. - Online-Magazin Leitfossil.de; Monatsfossilien; 1.12.2015; 10 S., 13 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2015.

Eine schöne Assemblage, geschaffen von Hans-Joachim Gregor: Ein gelöster Bucheinband mit einigen einfühlsam angeordneten Knochen (rezent) – für mich ein faszinierendes Kunstwerk! Es erinnert mich sehr an die Arbeiten des Malers und Dichters Hans-Joachim Zeidler (1935–2010); entsprechende Assemblagen befinden sich im Besitz der Bürgermeister-Müller-Museums in Solnhofen und waren dort eine Zeitlang ausgestellt.
8. Mai 2018. Foto A.E.R.

Sammelt man in der Unterkreide des Maestrazgo, z.B. in der Gegend von Morella, Provinz Castellón/Nordost-Spanien, dann wird man viele Seeigel finden und manchmal auch schöne Seeigel der Gattung Salenia, oft auch in Massenvorkommen ausgewitterter Orbitolinen. Hier zeige ich eine Salenia grasi (COTTEAU, 1861) aus der Unterkreide (Apt; Bedoule) von Morella. Durchmesser ca. 1 Zentimeter; KOH-präpariert.
8. Mai 2018. Sammlung und Foto A.E.R.

Im Unterpliozän der Neogenbecken in der Betischen Kordillere tritt eine reiche und teils großwüchsige Foraminiferen-Fauna auf. An den Lokalitäten Águilas und Cortijo de los Andújares z.B. kann man sich auf den Bauch legen und die Gehäuse mit der Pinzette aufsammeln, so groß sind manche dieser Formen. Häufig sind unter anderem die Arten der Lenticulinen. Ein solches Gehäuse zeige ich, es ist eine Planularia cassis (FICHTEL & MOLL, 1798) mit einer Größe von 4 Millimetern, sehr gut erhalten, mit Mündung. Die meisten Makrofossilien - Aragonitschaler wie Muscheln, Korallen und Scaphopoden - dieser Lokalität sind in Gips erhalten. Die ursprüngliche Schalensubstanz wurde durch aus den unterlagernden Messin-Gipsen aufsteigende Gips-Lösungen ersetzt. Die Mikrofossilien (Calcitschaler) sind davon nicht betroffen.
8. Mai 2018. Sammlung und Foto A.E.R.
Siehe auch Leitfossil.de: A. E. RICHTER (2004): Cortijo de los Andújares/Andalusien (Pliozän). - Online-Magazin Leitfossil.de; Fundstellen; 2003; 7 S., 5 Abb. - Ammon-Rey-Verlag, Augsburg. Jahrgangs-CD 2004.

 

 



 

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