Werner Karl Weidert

23. Dezember 1931 bis 22. Oktober 2016

 

Werner Karl Weidert im Juli 1996.

 

Werner Karl Weidert starb in den frühen Morgenstunden des 22. Oktobers 2016. Damit hat uns einer der „Großen alten Männer“ der Fossilien-Szene verlassen. Wir empfinden tiefe Trauer. Wir haben einen guten Freund verloren, den wir seit 40 Jahren kannten, mit dem wir diskutieren konnten, der uns viel Wissen vermittelte. Wir verloren einen Menschen, den wir gern hatten und schätzten.

 

Seine Tätigkeit als Redakteur und Lektor beim Kosmos-Verlag bescherte den Mineralien- und Fossiliensammlern in den 1970er und frühen 1980er Jahren eine Vielzahl interessanter und lehrreicher Artikel im „Mineralien-Magazin“ und eine große Zahl einschlägiger Buch-Publikationen.

 

Ab 1984 erschien dann im Goldschneck-Verlag das von ihm ins Leben gerufene „Fossilien-Magazin“ – eine Publikation, die ausschließlich den Interessen der Fossiliensammler gewidmet war, begleitet von einer Fülle von Büchern zum Thema „Fossilien“.

 

In den vielen Jahren seiner Leitung und Betreuung der Zeitschrift hat es Werner K. Weidert verstanden, ein breit gefächertes Spektrum zu bieten an interessanten sammlerrelevanten Artikeln.

 


 

Meine Beziehung zu Werner Weidert war anfangs ausschließlich geschäftlicher Natur. Gabo und ich besuchten ihn damals bei der Franckh'schen Verlagshandlung in Stuttgart. Anfangs waren wir Verleger und Autor, später wurden wir Freunde. Wir sahen uns nicht regelmäßig, aber immer wieder und über die vielen Jahre hinweg recht oft. Jeder fühlte sich wohl in der Gesellschaft des anderen und wir kamen gut miteinander aus.

 

Ich lernte ihn sehr bald als kompetent und absolut zuverlässig kennen. Er war ein liebenswürdiger Gesellschafter und angenehmer Gesprächspartner.

 

Er war ein Mann von ruhiger Art, der nachdachte, bevor er etwas sagte. So war er schon als Kind gewesen, eher introvertiert und schon gleich nicht überschäumend.

 

Er erlebte eine bewegte Kindheit in einer schlechten Zeit. Geboren und aufgewachsen war er in Teplitz im damaligen Sudetenland; 1946 floh die Familie "in den Westen". Die Reise wurde in einem Viehwagen der Bahn durchgeführt.

 

Nach dem Besuch des Gymnasiums folgte das Studium von Germanistik und Latein in Marburg und Freiburg. Hier lernte er 1955 seine Frau Isa kennen. Die beiden verband ein das ganze Leben währendes außergewöhnlich inniges Verhältnis. Es bestand Gedanken- und Interessen-Gleichklang in einer ganz besonderen Form.

 

Die beiden Kinder Susanne und Detlev vervollständigten das Glück der Eltern.

 

Nach dem Studium arbeitete Werner in diversen Verlagen, was ihm gut oder auch weniger gut gefiel.

 

Prägend war aber dann die Tätigkeit als Lektor bei der Franck'hschen Verlagshandlung, besser bekannt als „Kosmos-Verlag“.

 

Hier betreute er die Themengebiete Elektronik, Segelflug, Chemie und Physik und schließlich – und das war bedeutungsvoll - die Geowissenschaften. Dies wurde wegweisend. Unter seinem Lektorat erschienen nun auch viele Bücher geologischer, paläontologischer und mineralogischer Thematik.

 

Im Jahr 1976 konzipierte er für Franckh das „Mineralien-Magazin“. Das erste Heft erschien 1977:

 

Das Magazin wurde von der Sammlerwelt – Mineralien- wie Fossilien-Sammlern – begeistert aufgenommen – es gab nichts Vergleichbares. Die Artikelauswahl war vielseitig, die Themen weitgespannt, die Beiträge gut und verständlich geschrieben und reich bebildert. Es erschienen insgesamt 8 Jahrgänge. Danach wurde das Magazin verkauft und polarisiert und war nur noch für den Mineralien-Liebhaber gedacht.

 

Das ist ein Foto aus den frühen Jahren meiner Freundschaft mit Werner. Es zeigt Werner mit Peter Ernst in dessen Steinbruch in Daiting. Das Foto beweist, dass Werner K. Weidert durchaus den Fuß hin und wieder auch in einen Steinbruch setzte. Foto 1982.

 

Werner Weidert war über die neue Richtung des Mineralien-Magazins nicht glücklich. Also machte er sich selbständig, nunmehr 53 Jahre alt. Zitat Isa: „Werner überschreitet den Rubikon“.

 

Er gründete den „Goldschneck-Verlag“ und schuf damit eine Plattform exklusiv für die „verwaisten“ Fossilienfreunde.

 

Das erste Heft der neuen Zeitschrift „Fossilien“ erschien 1984. Das Magazin existiert noch heute und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit.

 

In seinem Goldschneck-Verlag erschienen in der Folge auch viele Buch-Produktionen, die heute zum Bestand einer jeden Sammler-Bibliothek gehören.

 

Als wenige Beispiele nenne ich:

„Klassische Fundstellen der Paläontologie“,
„Die Fossilien von Solnhofen“,
Krumbiegels „Bernstein-Buch“,
das „Messel-Buch“,
die „Malm-Ammoniten“ von Victor Schlampp,
den Reprint von Quenstedts „Jura“.

 

Werner 1987.

 

Werner hatte eine überaus sympathische Art, mit seinen Autoren umzugehen. Alle fühlten sich bei ihm wohl und gut aufgehoben. Er sondierte und diskutierte in kluger Art Themenvorschläge und Aufbau, brachte eigenes Gedankengut ein, half wo immer er konnte. Die Zusammenarbeit mit ihm war Freude. In all seinen Handlungen war Werner geradlinig, korrekt und absolut zuverlässig.

 

Werner 1989 bei Richters.

 

Werner mit Victor Schlampp bei der Präsentation des Schlampp'schen Malm-Ammoniten Buches auf den "Münchner Mineralientagen" im Jahr 1991-

 

1996 rief Werner die „Petrefakta“ ins Leben - eine Börsenveranstaltung ausschließlich für die Fossiliensammler. Sie war von Anfang an erfolgreich und sie füllte eine große Lücke aus. Der Organisations- und Werbe-Aufwand war allerdings enorm.

 


Die folgenden Fotos entstanden bei einer Geburtstags-Feier hier in Augsburg im Juli 1996. Sie beweisen, dass Werner durchaus auch lachen konnte und dass er dabei besonders liebenswürdig aussah.

 

 


 

Werner mit Isa auf der "Petrefakta" 1998 (die Plakate werben schon für die nächstjährige Veranstaltung).

 

Werner beim Einräumen der Fossilien für die Wahl des "Petrefakta-Fossils" (März 2001).

 

Isa und Werner ("Petrefakta" 27. März 2002).

 

Werner ließ sich nicht so gerne fotografieren.
Auf dem letzten dieser Bilder sagt er vermutlich "Aber jetzt reicht es wieder!"
Foto 18. September 2003.

 

Isa, Werner und Frau Müller im März 2004 auf der "Petrefakta", die hier schon zusammen mit Quelle & Mayer durchgeführt wird.

 

Auch nach der Übergabe des Goldschneck-Verlags im Jahr 2004 an den Quelle & Meyer-Verlag stand er dem Magazin als Herausgeber zur Verfügung und betreute anfangs zusammen mit Isa auch die „Petrefakta“.

 

Höhepunkt seiner „paläontologischen“ Tätigkeit war die Verleihung der Zittel-Medaille im September 2008.

 

Mit der Zittel-Medaille würdigt die Paläontologische Gesellschaft Deutschlands die Leistung von Frauen und Männern aus anderen Berufen, die sich um die Paläontologie verdient gemacht haben.

 

Und noch ein Bild, aufgenommen bei einer "Petrefakta" (24. März 2012).

 

Erstaunlicherweise sammelte Werner niemals selbst Fossilien. Ihm reichte das Wissen darüber.

 

Aber er sammelte mit Eifer Antiken. Dies wurde wohl ausgelöst durch ein römisches Terra-Sigillata-Schälchen, ein Geschenk von Isas Vater aus dem Besitz dessen Onkels, des berühmten Archäologen Hans Dragendorf.

 

Unser letzter Besuch bei Werner am 3. März 2016. Wir unterhielten uns über Elfenbein...

 

... er erzählte dabei unter anderem über die hier gezeigten Figuren.

 

Später verlegte sich Werner auf ein ganz besonderes Gebiet, auf antike Elfenbein-Schnitzereien. Er zeigte seine Schätze gerne und er erzählte darüber mit Begeisterung. Und er war begeisternd! Ich hörte immer mit großem Vergnügen zu, wenn er seine Sammlungs-Stücke erläuterte. Seine Kenntnisse waren bewundernswert. Er schrieb auch in einschlägigen Magazinen über solch alte Kunstwerke aus Elfenbein.

 

Ich erlaube mir nun, Hans Hagdorn zu zitieren, der diese Worte bei der Verleihung der Zittel-Medaille sprach. Besser kann man das nicht ausdrücken:

 

„Werner Karl Weidert hat viel für das Fossiliensammeln und für die Paläontologie getan, ohne selbst Paläontologe oder Fossiliensammler zu sein. Er hat mit seinem Lebenswerk dazu beigetragen, Wissenschaftler und Amateure zusammen zu bringen und Ressentiments abzubauen.“

 

Am 1. Mai 2016 besuchten uns Isa und Werner in Augsburg. Wir erlebten einen angenehmen Nachmittag. Dies ist mein letztes Foto von Werner.

 

Isa und Werner bei einem Gläschen Rotwein - er liebte ihn sehr.
Foto vom 2. Mai 2016.

 

Werner Karl Weidert hinterlässt eine sehr große Lücke nicht nur in der Familie und im Freundeskreis, sondern auch in den Kreisen der Fossiliensammler im ganzen Land.

 

Er wird uns fehlen.

 

Wir werden ihn nicht vergessen.

 

 



 

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